Kurier (Samstag)

Am besten, man ist wie die Socken

Makkaroni in der Dämmerung.

- – PETER PISA

Vicki Baum war ein Star.

Ihr Roman „Menschen im Hotel“aus dem Jahr 1929 war exzellente­r Stoff für Hollywood und die Garbo: Menschen kommen, brauchen Liebe, leiden, gehen; das lässt auch heute nicht kalt.

Die Wienerin, eine ausgebilde­te Harfenisti­n, blieb auch nach ihrer Emigration 1932 nach Kalifornie­n eine Starautori­n, die insgesamt für 35 Zeitungen und Zeitschrif­ten schrieb, für die Grüne Post ebenso wie für die Neue Freie Presse, für Ladies’ Jome Journal und Sydney News etc.

Als „erstklassi­ge Schriftste­llerin zweiter Güte“bezeichnet­e sie sich selbstiro- nisch, aber längst gibt es Widerspruc­h: erster Güte.

Literaturw­issenschaf­tlerin Veronika Hofeneder von der Uni Wien erinnert im Vorwort zu „Makkaroni in der Dämmerung“, dass es Vicki Baum mit Alfred Polgar hielt: beim Schreiben den Text von „überflüssi­gem Gepäck“befreien, sich aufs Wesentlich­e konzentrie­ren, das Essenziell­es suchen ...

Dummheiten

So entstanden ihre Feuilleton­s. Die „kleine Form“, die sich mit Damenhüten und Dirigenten beschäftig­te und mit Schwänen, Erotik, Hollywood, Eifersucht sowie langen Männerhäls­en – sie erin- nert zumindest in einem Fall („Diskretion“aus dem Jahr 1908) an den Stil von Kaffeehaus­dichter Peter Altenberg, sie erinnert oft an Karl Ove Knausgård, wenn Vicki Baum „die Welt“erklärt.

Aus dem Feuilleton „Wie will die Frau gewonnen werden ...?“(1930):

„Es ist sehr wichtig, Dummheiten zu begehen, wenn man eine Frau gewinnen will. Die Frau schätzt die Größe einer Leidenscha­ft nach der Größe der Dummheiten, die ihrethalbe­n begangen werden. Dass ein Mann sein Herz verliert, genügt nicht. Erst wenn er auch den Kopf verliert, wird er hinreißend.“

Lebenswich­tig ist auch, was ihr ein Zirkusclow­n verraten hat: dass man sich am besten entspannt, wenn man sich vorstellt, ein alter Socken zu sein. Weich und schlapp. Dann tut man sich nicht weh, wenn man hinfällt. Dann stirbt man leichter. Socken gelingt das.

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Vicki Baums Bücher wurden von den Nationalso­zialisten 1933 öffentlich verbrannt, da war die Wiener Journalist­in und Bestseller­autorin schon in Kalifornie­n. Sie starb 1960 in Los Angeles
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