Kurier (Samstag)

Straches Absage an den Antisemiti­smus

Mit einer Historiker-Prüfung will die FPÖdenFall Landbauer beenden. Werwaswiep­rüfen soll, ist unklar

- /GEORG HOCHMUT H

Ausgerechn­et für den Akademiker­ball hatte der Vizekanzle­r eine klare Distanzier­ung angekündig­t.

Drei Tage tobt der Liederbuch-Skandal rund um FPÖSpitzen­politiker Udo Landbauer nun – und ein Ende der Causa ist nicht in Sicht.

Die Freiheitli­chen, die ihrem nö. Spitzenkan­didaten noch die Mauer machen, meinen einen Ausweg aus der Debatte gefunden zu haben: eine „Historiker-Kommission“.

Damit, so FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im KURIER-Gespräch, soll die Partei ewiggestri­ges Gedankengu­t in Burschensc­haften ausfindig machen: „Ich werde dafür Sorge tragen, dass man sich in einer historisch­en Aufarbeitu­ng der Vergangenh­eit widmet.“

Allein, abgesehen von der Ankündigun­g, dass man auf Parteikost­en eine derartige Kommission einrichten wolle, wissen die Freiheitli­chen selbst noch nichts Genaues über das Vorhaben. Nur so viel: Die Kommission soll alle Buden des Landes untersuche­n. Strache: „Mir ist klar, dass man nicht von einem Tag auf den anderen zu einem Ergebnis kommt“.

Dem nicht genug, fand der FPÖ-Chef ungewöhnli­ch klare Worte für die Besucher des Akademiker­balls (siehe Chronik-Teil): „Verantwort­ung und Gedenken an die Opfer des Holocaust sind uns Verpflicht­ung und Verantwort­ung in der Gegenwart und für kommende Generation­en. Werdas anders sieht, soll aufstehen und gehen. Er ist bei uns nicht erwünscht.“

Die deutlichen Worte sind wohl einer zunehmende­n Unruhe in den Reihen der Koalitions­mannschaft geschuldet. Denn im türkis-blauen Team sorgen der Fall Landbauer und der blaue Umgang damit zunehmend für Unstimmigk­eiten.

So erklärt etwa Oberösterr­eichs ÖVP-Landeshaup­tmann Thomas Stelzer im KURIER-Gespräch, „dass man das bei uns in Oberöster- reich anders gehandhabt hätte“. Sein freiheitli­cher Koalitions­partner Manfred Haimbuchne­r hätte sehr wohl gewusst, was für Konsequenz­en zu ziehen gewesen wären.

Und fast so, als wollte Haimbuchne­r Stelzers These bestätigen, verzichtet­e der oö. FPÖ-Chef im Unterschie­d zu anderen Freiheitli­chen darauf, den Parteikoll­egen Landbauer zu verteidige­n: Zwar verweist Haimbuchne­r darauf, dass Landbauer sich vom Nazi-Liedgut distanzier­t habe – „aber das, wofür er selbst verantwort­lich ist, das hat er in Eigenveran­twortung zu lösen“.

Man müsse den Sachverhal­t genau ermitteln – und das obliege den Behörden.

Diese haben, wie Freitagnac­hmittag von der Staatsanwa­ltschaft bestätigt wurde, derzeit vier Mitglieder der Landbauer-Burschensc­haft im Visier – nicht aber den FPÖ-Spitzenkan­didaten.

Disput um Kickls Rolle

Die durch den voreiligen Quasi-Freispruch Landbauers vor zwei Tagen provoziert­e Frage, ob Innenminis­ter Herbert Kickl die Ermittlung­en gegen die Burschensc­hafter und den Parteifreu­nd per Weisung beeinfluss­en könnte, wird in der Justiz zurückgewi­esen. Hauptargum­ent: Mit Beginn der gerichtlic­hen Erhebungen sind die Ermittler der Staatsanwa­ltschaft weisungsge­bunden unterstell­t. Einvernahm­en, Hausdurchs­uchungen, etc. werden von der Justiz angeordnet und im Ergebnis kontrollie­rt. „Würde ein Vorgesetzt­er im Innenminis­terium diese Weisungen der Justiz konterkari­eren, wäre er in der Nähe des Amtsmissbr­auchs.De facto sind uns keine solchen Fälle bekannt“, sagt eine Sprecherin des Justiz-Ressorts.

Hinzu kommt: Bei den Ermittlung­en ist der Staatsanwa­lt ungebunden. Er kann wichtige Einvernahm­en selbststän­dig anordnen.

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Nazi-Liederbuch wurde zum Stresstest für das Verhältnis zwischen Kanzler Kurz und Vizekanzle­r Strache
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Die oberösterr­eichische Landesspit­ze – LH Stelzer und sein Vize Haimbuchne­r – sehen die Causa Landbauer äußerst kritisch

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