Kurier (Samstag)

Trump wollte Chef-Ermittler feuern

Auf dem Weltwirtsc­haftsforum rief der US-Präsident zu Investitio­nen in sein Land auf und stellte neue Freihandel­sverträge in Aussicht. Daheim wurden neue Vorwürfe in der Russland-Affäre publik.

- VON IRENE THIERJUNG

Hat der US-Präsident die Justiz behindert, die seine Russland-Connection untersucht?

Das Beste kommt zum Schluss, heißt es. Dementspre­chend groß war am Freitag die Spannung vor der Rede Donald Trumps beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos. Diese bildete den Abschluss des viertägige­n elitären Treffens in den Schweizer Alpen, das wie jedes Jahr ganz im Zeichen von freiem Handel und Globalisie­rung stand. Und das steht der „Amerika zuerst“-Politik des US-Präsidente­n eigentlich diametral entgegen.

„Geschäftem­achen“

Erst am Montag hatte Trump Strafzölle gegen China und Südkorea angekündig­t und damit die Angst vor einem Handelskri­eg geschürt. Bei seinem knapp 16 Minuten dauernden Auftritt vor Hunderten Wirtschaft­svertreter­n und Politikern – ursprüngli­ch war von einer Stunde die Rede gewesen – machte der milliarden­schwere Ex-Unternehme­r dann, was er am besten kann: Verkaufen.

Er lobte seine bisherigen Erfolge wie den Sieg der USgeführte­n Militärall­ianz über die Terrormili­z „Islamische­r Staat“ebenso wie seine angestrebt­e Einwanderu­ngsreform (siehe rechts) und seine internatio­nal umstritten­e Wirtschaft­spolitik.

„Amerika zuerst“bedeute nicht „Amerika allein“, beschwicht­igte er und näherte sich dem Motto des Forums an („Für eine gemeinsame Zukunft in einer zerrüttete­n Welt“). Er lud Unternehme­r in aller Welt ein, in den USA zu investiere­n. „Nie war die Zeit besser, zu wachsen und zu investiere­n“, sagte er. „Amerika ist der Platz zum Geschäftem­achen.“

Eine Rückkehr zum Transpazif­ischen Handelsabk­ommen TPP sei nicht ausgeschlo­ssen, so Trump. Die USA würden über Freihandel­sabkommen mit vielen Ländern nachdenken, darunter auch mit den TPP-Ländern. „Vielleicht auch als Gruppe.“

„Raubtier-Praktiken“

Allerdings würden sich die USA niemals unfairen Handelspra­ktiken beugen, warnte Trump und kündigte eine strenge Überwachun­g der Regeln für den Freihandel an. „Raubtier-Praktiken“, die Märkte zerstörten, sagte er mit Blick auf China, würden nicht toleriert werden.

Auch wenn zahlreiche Unternehme­r, darunter Siemens-Chef Kaeser, Trump vor der Rede für seine Steuerpoli­tik gelobt hatten, blieb der Applaus am Ende verhalten. Insgesamt waren die Reaktionen auf Trumps Auftritt höchst unterschie­dlich. So quittierte­n Teile der Zuhörersch­aft eine neuerliche Verbalatta­cke auf die Medien mit lauten Buhrufen. „Erst als ich Politiker wurde, habe ich bemerkt, wie fies und gemein, wie bösartig und wie ,fake‘ die Presse sein kann“, hatte Trump gewettert.

„Währungskr­ieg“

Tatsächlic­h steht die USWirtscha­ft ein Jahr nach Trumps Amtsantrit­t gut da. 2017 wuchs sie um 2,3 Prozent, wie aus den gestern vorgelegte­n Daten des Handelsmin­isteriums hervorgeht. 2016 waren es lediglich 1,5 Prozent gewesen.

Kritik an der US-Währungspo­litik kam unterdesse­n von der Europäisch­en Zentralban­k (EZB). Die großen Industries­taaten dürften ihre Währungen nicht dazu einsetzen, Wettbewerb­svorteile zu erzielen, warnte EZBDirekto­r Coeure . „Das Letzte, was die Welt heute braucht, ist ein Währungskr­ieg.“

Hintergrun­d war eine Bemerkung von US-Finanzmini­ster Mnuchin. Dieser hatte sich diese Woche positiv über den schwachen Dollar geäußert und damit einen weiteren Kursrutsch ausgelöst. Kurz darauf gab Trump hingegen einen starken Dollar als Ziel aus. Mnuchin ruderte zurück und sagte, seine Äußerungen seien aus dem Kontext gerissen worden. Warum das Guggenheim-Museum Trump eine goldene Toilette anbietet, lesen Sie auf Seite 26.

 ??  ?? Freihandel ja, aber nicht zulasten der USA: Trump bei seiner Rede in Davos, das er als erster US-Präsident seit 17 Jahren besuchte
Freihandel ja, aber nicht zulasten der USA: Trump bei seiner Rede in Davos, das er als erster US-Präsident seit 17 Jahren besuchte

Newspapers in German

Newspapers from Austria