Jetzt ist aber endlich Schluss mit Nazis!?
In den Internet-Foren hatte dieser Tage das zutiefst österreichische „Na-Ja“Hochkonjunktur – auf Neudeutsch auch gerne als „Ja, aber“verkleidet.
Ja – die Nazilieder der Germania sind widerlich. Aber – noch widerlicher sei, wie damit „Jagd auf die Blauen“gemacht werde. Nur ein Beispiel von vielen von der Homepage der bürgerlichen Die Presse: „Den Bürgern Österreichs wurde mit der Causa Landbauer vor Augen geführt, wie die „alten“Herrscher mit jenen umzugehen pf legen, die ihnen im Wege stehen. (...) Von wem solche Methoden gesteuert werden, brauche ich hier nicht separat zu erwähnen! Daher, von mir haben diese Schwarzen und Roten nichts mehr zu erwarten, außer Ekel.“Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache haben neun Tage nach Aufdeckung des Nazilieder-Skandals durch den Falter das Richtige getan – und Udo Landbauers Rückzug aus der Politik durchgesetzt.
Die vielen Verschwörungstheorien, Mythen und Legenden, die der Fall wiederbelebt hat, bleiben. Politik und Medien tun gut daran, sich diesen offensiv zu stellen. Denn in Sachen alte und junge Nazis ist alles andere geboten als Ambivalenz, Na-Ja oder Ja,aber.
– Mythos 1: Braune Schafe gibt es überall, aber nur die Blauen stehen am Pranger. Fakt ist: Im Fall Landbauer hat ein Spitzenbeamter mit rotem Parteibuch die Zeichnungen zum Nazi-Liederbuch geliefert. Seriöse Medien wie der KURIER haben das nicht nur als Erste, sondern genauso prominent berichtet, wie über die Verdachtsmomente gegen den FPÖ-Spitzenmann und seine Burschenschafter. Von Schonung auch rot-brauner Schafe also keine Spur.
– Mythos 2: Bei Braun-Blauen können die Medien nicht genug bekommen. Das ist eine beliebte These unter Willkommensklatschern für das Comeback von Schwarz/Türkis-Blau. Fakt ist: Seriöse Medien wollen Good und Bad News fair gewichten: Was es wiegt, das hat es. Über Heinz-Christian Straches flammendes Plädoyer gegen Antisemitismus, Rassismus und totalitäres Denken („Wem das nicht passt, der kann aufstehen und gehen“) bei der Eröffnung des Burschenschafter-Balls wurde genauso prominent berichtet wie über die wehleidigen Rechtfertigungen Udo Landbauers. Auch kritische Medien, wie beispielsweise die Süddeutsche Zeitung, aber auch viele Kommentatoren in Österreich, so auch im KURIER, würdigten Straches couragierten Auftritt ausdrücklich.
– Mythos 3: Fälle wie Landbauer werden nur hochgekocht, um der ungeliebten Koalition Türkis-Blau zu schaden. Dass sich Rote und Pinke auf den Fall „draufsetzen“, ist der Job von Oppositionsparteien. Seriöse Medien wie der KURIER stehen nicht auf der Seite einer der Parteien, sondern ihrer Leser. Der KURIER ist so jüngst auch der Frage nachgegangen, was etwa aus den ÖVP-Studentenfunktionären wurde, die via WhatsApp ekelhafte antisemitische Witze und Pics austauschten. Alle wurden zwar aus der Jungen ÖVP ausgeschlossen, zumindest einer tauchte als ÖAAB-Mandatar wieder aus der Versenkung auf. Medien sind weder fehlerfrei noch sakrosankt, aber nicht Feinde ihrer Geschäftsgrundlage: der Glaubwürdigkeit. Gerade hier ist kein Platz für ein ambivalentes Na-Ja oder Ja, aber.