Kurier (Samstag)

Nazilied-Affäre: FPÖ gibt Landbauer ein Rückkehrre­cht

- – C. BÖHMER, P. WAMMERL

Blaue Auszeit. Am Tag nach seinem Rücktritt erzählt man in der FPÖ, dass Udo Landbauer einfach genug hatte. Die Sache sei ihm zu groß und belastend geworden – deshalb sei er jetzt einfach weg.

Wie berichtet, hat sich der Spitzenkan­didat der niederöste­rreichisch­en Freiheitli­chen am Donnerstag überrasche­nd von allen Funktionen zurückgezo­gen, nachdem die Diskussion um NS-verherrlic­hende Liederbüch­er in seiner Wiener Neustädter Burschensc­haft Germania nicht abebben wollte.

Obwohl der 31-Jährige ursprüngli­ch erklärt hatte, die Liederbüch­er könnten kein Grund für einen Rückzug sein, weil er von ihnen nie etwas gewusst habe, entschied sich Landbauer anders – und legte nicht nur seine Anwartscha­ft auf einen Regierungs­sitz in Niederöste­rreich, sondern auch das ihm formal zustehende Mandat im Landtag sowie seine Mitgliedsc­haft in der FPÖ zurück.

Vor allem das Zurücklege­n der Parteimitg­liedschaft wurde von manchen als Distanzier­ung zur Partei gesehen – fälschlich­erweise, wie KURIER-Recherchen ergeben. Denn für Landbauer gilt, was einst schon für den vorübergeh­end in Ungnade gefallenen Martin Graf galt: Es gibt von der Bundes- wie auch von der Landespart­ei das Zugeständn­is einer allumfasse­nden Rehabilita­tion, sobald die strafrecht­lichen Ermittlung­en in der Causa eingestell­t worden sind.

Sieben Kilo weniger

Landbauers Rückzug war allein der Tatsache geschuldet, dass ihm die Affäre persönlich zugesetzt hat. Seine Familie habe unter der Belagerung seines Hauses durch Kamerateam­s und Fotografen gelitten. Insgesamt sei die Sache vor allem für seine Lebensgefä­hrtin sehr belastend gewesen. „Er hat sieben Kilogramm abgenommen, war nicht wirklich mehr ansprechba­r und f liegt am Sonntag auf Urlaub“, erzählt man sich in der Bundes-FPÖ.

Rein strategisc­h war der Rückzug offenkundi­g der richtige Schritt. Denn wie eine Umfrage des OGM-Instituts für den KURIER ergeben hat, halten fast zwei Drittel aller Österreich­er (65 Prozent) die Forderung nach Landbauers Rücktritt für „gerechtfer­tigt“.

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