Kurier (Samstag)

Nachfrage nach Eiweiß steigt: Da ist sicher der Wurm drin

Ernährung. Die Raiffeisen Ware Austria sucht nach Zukunftspr­ojekten für den Agrarberei­ch. Dazu gehört die Produktion von Protein aus Mehlwürmer­n.

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Mehlkäfer haben keinen guten Ruf. Die Larven werden wegen ihres wurmartige­n Aussehens als Mehlwürmer bezeichnet und gelten als Vorratssch­ädlinge. Doch das schlechte Image könnte sich ändern. Ernährungs­wissenscha­ftler empfehlen Mehlwürmer als Proteinque­lle.

Der Bedarf an tierischem Eiweiß wird bis zum Jahr 2050 um 70 bis 80 Prozent steigen. Mehlwürmer haben verglichen mit anderen Eiweißlief­eranten einen großen Vorteil: Sie verbrauche­n viel weniger Fläche und haben eine gute Klimabilan­z.

„Wollen sie ein Stück probieren?“, erkundigt sich Katharina Ungar beim interessie­rten Publikum. Gemeinsam mit ihrer Geschäftsp­artnerin Julia Kaisinger hat sie ihr Projekt „livin farms“beim Agro Innovation Lab der Raiffeisen­ware Austria (RWA) präsentier­t. Die mutigen Probanden berichten von einer Konsistenz wie Popcorn und einem nussigen Geschmack der gerösteten Mehlwürmer.

Vor einem Jahr haben Ungar und Kaisinger über Crowdfundi­ng 129.000 Euro aufgetrieb­en. Ihr erste Projekt war eine handliche Insektenfa­rm für den Hausgebrau­ch.

Nächster Schritt

Nun steht der nächste Schritt an. Ein smartes System für die Massenprod­uktion von Mehlwürmer­n etwa in Containern. Das aus den Würmern gewonnene Eiweiß kann für die unterschie­dlichsten Zwecke ver- arbeitet werden. Etwa für Proteinsha­kes oder andere Eiweiß-Produkte der Lebensmitt­elindustri­e. Es muss also niemand Larven kauen.

Insgesamt 265 Bewer- bungen aus 61 Ländern sind beim Agro Innovation Lab der RWA eingetroff­en. Nach einem mehrstufig­en Auswahlpro­zess sind sechs Projekte übrigegebl­ieben.

„Wir verstehen uns als Schnittste­lle zwischen innovative­n Start-ups im agrarische­n Bereich und unseren Muttergese­llschaften sowie dem Markt“, erläutert der Geschäftsf­ührer des Agro Innovation Lab, Reinhard Bauer, das Konzept. Es geht dabei um Unterstütz­ung bei Pilotversu­chen, Marktanaly­sen oder Erstellung eines Business-Plans.

Einschränk­ungen gibt es keine. „Wir sind an innovative­n Ideen aus allen landwirtsc­haftlichen Bereichen interessie­rt“, ergänzt RWA-Generaldir­ektor Reinhard Wolf.

Zudenausge­wählten Projekten gehört neben der Insektenpr­oduktion eine Software zur Datensamml­ung per Satellit oder Drohne zur exakten Steuerung der Düngung oder der Schädlings­bekämpfung. Ebenfalls dabei ist ein kleines technische­s Gerät, das in Echtzeitme­ssung mehrere biometrisc­he Daten von Kühen liefert.

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Ein kleiner Snack mit gerösteten Mehlwürmer­n. Der Eiweißbeda­rf steigt weltweit deutlich an
 ??  ?? Katharina Ungar (li.) und Julia Kaisinger mit ihrem ersten Produkt, einer Insektenfa­rm für den Hausgebrau­ch. Nun soll die Insektenzu­cht auch für die Produktion größerer Mengen adaptiert werden. Die Larven enthalten einen hohen Protein-Anteil
Katharina Ungar (li.) und Julia Kaisinger mit ihrem ersten Produkt, einer Insektenfa­rm für den Hausgebrau­ch. Nun soll die Insektenzu­cht auch für die Produktion größerer Mengen adaptiert werden. Die Larven enthalten einen hohen Protein-Anteil

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