Nachfrage nach Eiweiß steigt: Da ist sicher der Wurm drin
Ernährung. Die Raiffeisen Ware Austria sucht nach Zukunftsprojekten für den Agrarbereich. Dazu gehört die Produktion von Protein aus Mehlwürmern.
Mehlkäfer haben keinen guten Ruf. Die Larven werden wegen ihres wurmartigen Aussehens als Mehlwürmer bezeichnet und gelten als Vorratsschädlinge. Doch das schlechte Image könnte sich ändern. Ernährungswissenschaftler empfehlen Mehlwürmer als Proteinquelle.
Der Bedarf an tierischem Eiweiß wird bis zum Jahr 2050 um 70 bis 80 Prozent steigen. Mehlwürmer haben verglichen mit anderen Eiweißlieferanten einen großen Vorteil: Sie verbrauchen viel weniger Fläche und haben eine gute Klimabilanz.
„Wollen sie ein Stück probieren?“, erkundigt sich Katharina Ungar beim interessierten Publikum. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Julia Kaisinger hat sie ihr Projekt „livin farms“beim Agro Innovation Lab der Raiffeisenware Austria (RWA) präsentiert. Die mutigen Probanden berichten von einer Konsistenz wie Popcorn und einem nussigen Geschmack der gerösteten Mehlwürmer.
Vor einem Jahr haben Ungar und Kaisinger über Crowdfunding 129.000 Euro aufgetrieben. Ihr erste Projekt war eine handliche Insektenfarm für den Hausgebrauch.
Nächster Schritt
Nun steht der nächste Schritt an. Ein smartes System für die Massenproduktion von Mehlwürmern etwa in Containern. Das aus den Würmern gewonnene Eiweiß kann für die unterschiedlichsten Zwecke ver- arbeitet werden. Etwa für Proteinshakes oder andere Eiweiß-Produkte der Lebensmittelindustrie. Es muss also niemand Larven kauen.
Insgesamt 265 Bewer- bungen aus 61 Ländern sind beim Agro Innovation Lab der RWA eingetroffen. Nach einem mehrstufigen Auswahlprozess sind sechs Projekte übrigegeblieben.
„Wir verstehen uns als Schnittstelle zwischen innovativen Start-ups im agrarischen Bereich und unseren Muttergesellschaften sowie dem Markt“, erläutert der Geschäftsführer des Agro Innovation Lab, Reinhard Bauer, das Konzept. Es geht dabei um Unterstützung bei Pilotversuchen, Marktanalysen oder Erstellung eines Business-Plans.
Einschränkungen gibt es keine. „Wir sind an innovativen Ideen aus allen landwirtschaftlichen Bereichen interessiert“, ergänzt RWA-Generaldirektor Reinhard Wolf.
Zudenausgewählten Projekten gehört neben der Insektenproduktion eine Software zur Datensammlung per Satellit oder Drohne zur exakten Steuerung der Düngung oder der Schädlingsbekämpfung. Ebenfalls dabei ist ein kleines technisches Gerät, das in Echtzeitmessung mehrere biometrische Daten von Kühen liefert.