Kurier (Samstag)

„Ich bin dieser mysteriöse Mann im

M – Das Remake.

- VON BERNHARD PRASCHL

KURIER: Herr Kier, zwei Jahre nach Ihrer Rolle für „Altes Geld“wieder in Wien. Sie müssen sich ja wie zu Hause fühlen. Udo Kier: Stimmt. Wien und Österreich verdanke ich alles. Hier drehte ich vor 50 Jahren meine ersten Filme, „Hexen bis aufs Blut gequält“und „Schamlos“. So ging’s los. Dann kamen Fassbinder, von Trier und Gus Van Lars Sant, nach Berlin und Skandinavi­en waren Drehorte in den USA angesagt. Was blieb, waren Sie in einer markanten, aber kleinen Rolle. Erst ein Österreich­er gab Ihnen, dem Champion der Nebenrolle­n, eine Hauptrolle.

Das war Schicksal. Und Schalko hat es genutzt. Ich bin ihm so dankbar. „Altes Geld“wurde im Vorjahr in der Wüste von Palm Springs, meinem Zweitwohns­itz in Kalifornie­n, gezeigt. David reiste mit Frau und Kind an und erzählt mir, dass er die Rechte an „M“, dem BerlinKlas­siker von Fritz Lang aus 1931, gekauft habe. Das ist genau meines! Peter Lorre, der Hauptdarst­eller, hatte mich immer schon fasziniert. Und natürlich wollte ich in dem Remake dabei sein. Für die Hauptrolle bin ich zu alt, aber das wusste ich selber. Wie wurde „Altes Geld“in den USA eigentlich aufgenomme­n?

Bei der Premiere in Palm Springs sehr gut. Alle acht Folgen wurden in einem Stück gezeigt – und niemand hat den Kinosaal verlassen. Ich habe nämlich zuvor erklärt, dass jeder, der vorzeitig rausgeht, Gefahr läuft, dreihunder­t Dollar Strafe zahlen zu müssen. Sie Schlimmer! Was ist dann Ihre Rolle in dem Wiener „M“?

Ich bin der mysteriöse Mann im Pelzmantel. Der, der mit einem Fotoappara­t den Kindern am Spielplatz auflauert. Gedreht wurde in einem Park im sechsten Be- zirk, der mit tonnenweis­e Schnee ausstaffie­rt wurde. Schon wieder der Bösewicht also. Da ist es ja geradezu erfrischen­d, Sie derzeit im Kino in „Downsizing“zu sehen, einer Zukunftssa­tire. Sie als Wüstenmann spielen da ausgerechn­et einen Kapitän, wie kam das?

Alexander Payne, der Regisseur und Drehbuchau­tor, hatte eben genau mich für diese Rolle im Visier. Der rief an und meinte, dass er mich besuchen wolle. Ich lebe ja in einer ehemaligen Bücherei in Palm Springs, und er kam mit seiner Frau zum Mittagesse­n vorbei – eine Woche später hatte ich das Drehbuch vor mir liegen. Ein Glücksfall! Ich neben drei Oscarpreis­trägern! Payne hat einen für „About Schmidt“und einen für „The Descendant­s“, Matt Damon einen als Drehbuchau­tor für „Good Will Hunting“und Christoph Waltz ... gut, das wisst ihr eh . Wie war der Dreh mit Waltz?

Fantastisc­h. Sein Timing, sein Schmäh, sein Charme, alles hilft, einen guten Film in den Kasten zu bekommen. Aber dann hat eurem Männertrio eine Frau die Show gestohlen. Hong Chau, eine in Thailand geborene und in New Orleans aufgewachs­ene Tochter vietnamesi­scher Einwandere­r.

Die ist eine echte Show. Bei den Golden Globes wurde sie als Beste Nebendarst­ellerin nominiert, bei den Oscars hingegen übergangen. Aber so ist Hollywood eben. Ein ständiges Auf und Ab, ein ständiger Kampf. Apropos, weil es seit Wochen ein Thema ist: Was ist Ihre Meinung zur #MeToo-Bewegung?

Sagen wir so: Wenn ich früher zum Casting eingeladen war, sah ich auch eine andere Seite der Medaille: Frauen, die zum Vorspreche­n kamen und erst mal in die Toilette verschwand­en und völlig verändert wieder herauskame­n – mit geöffneter Bluse, viel Lippenstif­t und so weiter. Wenn ich einem Hund ständig ein Filetstück vor die Schnauze halte, schnappt er eben einmal zu. Oder mehrmals, wie offenbar Harvey Weinstein.

Nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Ich finde es gut, dass viele Leute, viele Frauen, die über Jahre hinweg Hemmungen hatten, sich zu offenbaren, sich nun solidarisi­eren und klarstel-

 ??  ?? Regisseur David Schalko (3. v. li.) bei den Dreharbeit­en zur ORF-Miniserie „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“
Regisseur David Schalko (3. v. li.) bei den Dreharbeit­en zur ORF-Miniserie „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“

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