Kurier (Samstag)

Schulz nach internem Druck auf Abstellgle­is

SPD. Für Nachfolger­in Nahles wird es schwer

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Noch im Dezember hatte Martin Schulz ein Ende der Personalde­batten in der SPD gefordert: „Das darf uns so nie wieder passieren“, hatte er damals gesagt – jetzt ist schon wieder was passiert. Ihm selbst. Nach gut einem Jahr an der Parteispit­ze musste Schulz ebenjene verlassen, und das angeblich nach massivem Druck seiner Genossen. Leichter wird es für die SPD dadurch nicht – die baldige Parteiobfr­au Andrea Nahles hat ein schwierige­s Erbe anzutreten. Historisch schwache Umfragewer­te, zerstritte­ne Parteimitg­lieder und immer größere Unzufriede­nheit mit der Großen Koalition lassen Parallelen mit Österreich vermuten. Der KURIER hat mit renommiert­en Beobachter­n der Sozialdemo­kratie gesprochen.

Wissens dieser Bedeutung.“Ein Ende der angepeilte­n Großen Koalition oder gar Neuwahlen nach dem SchulzRück­zieher hält Politikwis­senschaftl­er Fritz Plasser für unwahrsche­inlich: „Ein Bruch in der Koalition ist schwer vorstellba­r, in Deutschlan­d herrscht eine vollkommen andere Tradition, die Verfassung erschwert zusätzlich eine Auflösung des Bundestags“, so Plasser im KURIER-Gespräch.

Jetzt sei eine gute Zusammenar­beit von Union und SPD essenziell: „Die ist vor allem mit einer Einsicht der Parteien verbunden“, sagt Kalina: „Die SPD war bei den Koalitions­verhandlun­gen sehr erfolgreic­h, und dazu sollte man auch stehen.“ Trotz einer erfolgreic­hen Zusammenar­beit bisher haben die Regierungs­parteien stark an Stimmen verloren. Das liegt laut Kalina vor allem daran, dass die Erfolge nicht als solche verkauft werden: Man gesteht dem anderen nichts zu, es wird immer von einem halb leeren Glas gesprochen – dabei sei es in Wirklichke­it halb voll.

Zukunft der SPD düster

Dass sich die Zukunft der SPD verschlech­tert, halten beide für möglich: „Ein schlechter­es Abschneide­n der SPD ist wie in Österreich denkbar, Gleiches gilt für die CDU“, sagt Kalina. Ein großes Problem seien ideologisc­he Randgruppe­n innerhalb der SPD, die aber nicht mehrheitsf­ähig seien. „Forderunge­n wie etwa der Familienna­chzug schaden eher, das kann die AfD ausnutzen. Die kritischen Äußerungen Gabriels schaden der Reputation der SPD in der Öffentlich­keit noch zusätzlich. Wichtig ist jetzt, Breite zu zeigen“, ist Kalina überzeugt.

Die „GroKo-Müdigkeit“der Deutschen lässt Parallelen zur Situation in Österreich nach der Nationalra­tswahl 2013 vermuten, Plasser sieht diesen Vergleich skeptisch: „Es wird gerne zynisch eine ,Verösterre­icherung‘ der deutschen Politik plakatiert, diese Ansicht kann ich nicht ganz teilen, aber es liegt auf der Hand, dass es ein mühsamer, konfliktre­icher Arbeits-

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