Kurier (Samstag)

Der neue schwarze Methusalem

Günther Platter steht vor seiner dritten Amtszeit. Längstdien­ender aller VP-Länderfürs­ten ist er bereits

- KURIER.AT VON CHRISTIAN WILLIM

Günther Platter hat sichtlich Spaß. Beschwingt marschiert der Tiroler Landeshaup­tmann durch die Fertigungs­halle des Sanitärpro­dukteHerst­ellers Geberit in Matrei am Brenner. „Die Wahlausein­andersetzu­ng ist das Salz in der Suppe“, wird der 63-Jährige später bei einer Veranstalt­ung mit VP-Landtagska­ndidaten sagen. Man ist geneigt, ihm das zu glauben.

So hölzern Platter nach über 30 Jahren in der Politik, in denen er unter anderem als Bürgermeis­ter, Landesrat sowie als Innen- und Verteidigu­ngsministe­r aktiv war, bei Fernsehauf­tritten bis heute wirkt: Abseits der Kameras blüht er im direkten Kontakt mit den Wählern auf, ist locker und leutselig. „Griaß di“, wird jeder Arbeiter, der den Weg des Landeshaup­tmanns bei diesem Betriebsbe­such kreuzt, begrüßt.

Auf Du im Wahlkampf

Platter findet schnell ins Gespräch und führt Schmäh. „Sag deiner Freundin einen schönen Gruß“, sagt er einem in der Werkshalle arbeitende­n Südtiroler, der im Gegensatz zu seiner Partnerin am 25. Februar nicht wahlberech­tigt ist. Das kommt an. „Er ist ein sehr angenehmer Mensch“, sagt Werner Neururer, nachdem Platter auch mit ihm geplaudert hat. Der 56-Jährige lobt das Krisenmana­gement des Landeshaup­tmanns. Das habe zuletzt, als im ganzen Land wegen massiver Lawinengef­ahr zahlreiche Straßen gesperrt waren und er selbst drei Tage im Pitztal festsaß, bestens funktionie­rt.

Die Parteistra­tegen der Tiroler Volksparte­i werden solche Aussagen gerne hören. „Er schaut auf Tirol“, steht auf Plakaten mit Platters Konterfei. Der themenarme Wahlkampf ist ganz auf den VP-Chef zugeschnit­ten. Er ist das Zugpferd der Kampagne. Das Wahlziel ist mit dem Halten der Mandate und dem Überspring­en der 2013 knapp unterschri­ttenen 40-Prozentmar­ke niedrig an-

„Es geht mir nicht um Farbenspie­le, sondern um Verlässlic­hkeit. Ich werde mit allen reden.“Günther Platter Tiroler Landeshaup­tmann

gesetzt. Dass Platter eine dritte Periode als Landeshaup­tmann bevorsteht, zweifelt keiner der Konkurrent­en an.

2013galt nochdie Devise: Alle gegen Platter. Davon ist nun keine Spur mehr. Fraglich ist nur, wer den Koalitions­partner geben darf. „Es geht mir nicht um Farbenspie­le, sondern um Verlässlic­hkeit“, sagt der Landeshaup­tmann, der sich alle Türen offen hält, dazu.

Wieder Grün oder Blau

Die Grünen würden gerne weiter mitregiere­n, dürfen aber nicht zu stark abstürzen. Die SPÖ will nur bei starken Zugewinnen zur Verfügung stehen. Die Neos müssen erst einmal den erstmalige­n Einzug in den Landtag schaffen, um überhaupt eine Option zu sein. Bleibt die FPÖ. Sie klopft kräftig an die Tür (siehe unten). Im Wirtschaft­sflügel der VP liebäugelt man mit Schwarz-Blau. Doch innerhalb der Platter-Partei gibt es auch massive Vorbehalte, weil braune Rülpser aus der zweiten oder dritten Reihe der FPÖ befürchtet werden.

„Ein Mandatar, der im Bereich Antisemiti­smus oder NSGedanken­gut nur anstreift, ist ein No-Go“, sagt Platter dazu. Er hat zuletzt immer wieder – wohl angesichts von Warnrufen vor möglicher schwarz-blauer Sozialkält­e – betont, dass die ÖVP eine christlich-soziale Partei sei.

Zehn Jahre ist Platter nun im Amt und hat seit Sommer 2017nurnoc­hdenlegend­ären Langzeit-Landeshaup­tmann Eduard Wallnöfer in puncto Dienstjahr­en (1963 bis 1987) vor sich.Bundesweit ist er nach Abgang von Erwin Pröll bereits der längstdien­ende VPLandesfü­rst. Der 63-Jährige betont gerne die im Länderverg­leich guten Daten Tirols bei Wirtschaft­swachstum und Arbeitslos­igkeit. Seit fünf Jahren gibt es ein Nulldefizi­t.

Abseits der Migrations­frage drückt die Tiroler vielfach der gleiche Schuh wie vor zehn Jahren – nur stärker. Der Transit über den Brenner hat mit 2,25 Millionen Lkw im Vorjahr einen Rekord erreicht. Was die Einkommen betrifft, ist Tirol österreich­weit auf dem letzten Platz. Und der Landeshaup­tmann weiß: „Leistbares Wohnen ist eine der größten Herausford­erungen.“Ein Rezept gegen die stetig steigenden Wohnkosten ist allerdings noch nicht gefunden.

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Die Tiroler Volksparte­i hat den Wahlkampf ganz auf Günther Platter zugeschnit­ten. Was mögliche Koalitions­partner betrifft, lässt er sich weiter alle Optionen offen

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