Der neue schwarze Methusalem
Günther Platter steht vor seiner dritten Amtszeit. Längstdienender aller VP-Länderfürsten ist er bereits
Günther Platter hat sichtlich Spaß. Beschwingt marschiert der Tiroler Landeshauptmann durch die Fertigungshalle des SanitärprodukteHerstellers Geberit in Matrei am Brenner. „Die Wahlauseinandersetzung ist das Salz in der Suppe“, wird der 63-Jährige später bei einer Veranstaltung mit VP-Landtagskandidaten sagen. Man ist geneigt, ihm das zu glauben.
So hölzern Platter nach über 30 Jahren in der Politik, in denen er unter anderem als Bürgermeister, Landesrat sowie als Innen- und Verteidigungsminister aktiv war, bei Fernsehauftritten bis heute wirkt: Abseits der Kameras blüht er im direkten Kontakt mit den Wählern auf, ist locker und leutselig. „Griaß di“, wird jeder Arbeiter, der den Weg des Landeshauptmanns bei diesem Betriebsbesuch kreuzt, begrüßt.
Auf Du im Wahlkampf
Platter findet schnell ins Gespräch und führt Schmäh. „Sag deiner Freundin einen schönen Gruß“, sagt er einem in der Werkshalle arbeitenden Südtiroler, der im Gegensatz zu seiner Partnerin am 25. Februar nicht wahlberechtigt ist. Das kommt an. „Er ist ein sehr angenehmer Mensch“, sagt Werner Neururer, nachdem Platter auch mit ihm geplaudert hat. Der 56-Jährige lobt das Krisenmanagement des Landeshauptmanns. Das habe zuletzt, als im ganzen Land wegen massiver Lawinengefahr zahlreiche Straßen gesperrt waren und er selbst drei Tage im Pitztal festsaß, bestens funktioniert.
Die Parteistrategen der Tiroler Volkspartei werden solche Aussagen gerne hören. „Er schaut auf Tirol“, steht auf Plakaten mit Platters Konterfei. Der themenarme Wahlkampf ist ganz auf den VP-Chef zugeschnitten. Er ist das Zugpferd der Kampagne. Das Wahlziel ist mit dem Halten der Mandate und dem Überspringen der 2013 knapp unterschrittenen 40-Prozentmarke niedrig an-
„Es geht mir nicht um Farbenspiele, sondern um Verlässlichkeit. Ich werde mit allen reden.“Günther Platter Tiroler Landeshauptmann
gesetzt. Dass Platter eine dritte Periode als Landeshauptmann bevorsteht, zweifelt keiner der Konkurrenten an.
2013galt nochdie Devise: Alle gegen Platter. Davon ist nun keine Spur mehr. Fraglich ist nur, wer den Koalitionspartner geben darf. „Es geht mir nicht um Farbenspiele, sondern um Verlässlichkeit“, sagt der Landeshauptmann, der sich alle Türen offen hält, dazu.
Wieder Grün oder Blau
Die Grünen würden gerne weiter mitregieren, dürfen aber nicht zu stark abstürzen. Die SPÖ will nur bei starken Zugewinnen zur Verfügung stehen. Die Neos müssen erst einmal den erstmaligen Einzug in den Landtag schaffen, um überhaupt eine Option zu sein. Bleibt die FPÖ. Sie klopft kräftig an die Tür (siehe unten). Im Wirtschaftsflügel der VP liebäugelt man mit Schwarz-Blau. Doch innerhalb der Platter-Partei gibt es auch massive Vorbehalte, weil braune Rülpser aus der zweiten oder dritten Reihe der FPÖ befürchtet werden.
„Ein Mandatar, der im Bereich Antisemitismus oder NSGedankengut nur anstreift, ist ein No-Go“, sagt Platter dazu. Er hat zuletzt immer wieder – wohl angesichts von Warnrufen vor möglicher schwarz-blauer Sozialkälte – betont, dass die ÖVP eine christlich-soziale Partei sei.
Zehn Jahre ist Platter nun im Amt und hat seit Sommer 2017nurnochdenlegendären Langzeit-Landeshauptmann Eduard Wallnöfer in puncto Dienstjahren (1963 bis 1987) vor sich.Bundesweit ist er nach Abgang von Erwin Pröll bereits der längstdienende VPLandesfürst. Der 63-Jährige betont gerne die im Ländervergleich guten Daten Tirols bei Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit. Seit fünf Jahren gibt es ein Nulldefizit.
Abseits der Migrationsfrage drückt die Tiroler vielfach der gleiche Schuh wie vor zehn Jahren – nur stärker. Der Transit über den Brenner hat mit 2,25 Millionen Lkw im Vorjahr einen Rekord erreicht. Was die Einkommen betrifft, ist Tirol österreichweit auf dem letzten Platz. Und der Landeshauptmann weiß: „Leistbares Wohnen ist eine der größten Herausforderungen.“Ein Rezept gegen die stetig steigenden Wohnkosten ist allerdings noch nicht gefunden.