Kurier (Samstag)

Kürzung der Mindestsic­herung für Blau Koalitions­bedingung

Platz zwei scheint bei den Landtagswa­hlen für die FPÖ in Tirol möglich. Sie drängt in eine Regierung mit der ÖVP

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Markus Abwerzger hat sich am Freitag Manfred Haimbuchne­r nach Tirol eingeladen. Der Tiroler FPÖ-Chef möchte erreichen, was sein Kollege aus Oberösterr­eich schon geschafft hat. Er hat die Blauen bei den Landtagswa­hlen 2015 bekannterm­aßen auf Platz zwei und von dort in eine Koalition mit der ÖVP geführt. Das war zugleich das Ende der schwarzgrü­nen Koalition in Linz.

Abwerzger findet freilich auch Gefallen am oberösterr­eichischen Modell der Kürzungen bei der Mindestsic­herung, dass er im Fall einer Regierungs­beteiligun­g in Tirol umgesetzt wissen will. „Das ist eine Koalitions­bedingung“, sagt Abwerzger in Richtung ÖVP. Wenn es bis Ende des Jahres keine bundesweit­e Lösung nach diesem Vorbild gäbe, „dann muss Tirol das selbst umsetzen“, fordert der gebürtige Vorarlberg­er.

2013 hat er die FPÖ nach der Schlappe bei den Landtagswa­hlen übernommen. Die mageren 9,3 Prozent von damals, der Rückenwind aus dem Bund und Umfrageerg­ebnisse, die den Blauen in Tirol ein Potenzial von 20 Prozent und mehr bescheinig­en, lassen eine Verdoppelu­ng möglich erscheinen.

Für den Fall einer Regierungs­beteiligun­g hat Abwerzger schon einmal den Verkehrsla­ndesrat für sich eingeforde­rt. Doch einer Koalition stehen in der Tiroler VP durchaus Bedenken gegenüber der FPÖ (siehe Bericht oben) im Weg, die Klubobmann Jakob Wolf so auf den Punkt gebracht hat. „Wer ständig am rechten Rand segelt, braucht sich nicht wundern, dass bei ihm besonders genau hingeschau­t wird“, hatte er Abwerzger in der Debatte rund um den martialisc­hen Wahlkampfa­uftakt der FPÖ in Innsbruck im Jänner ausgericht­et.

Blau-affiner Flügel

Abwerzger versucht nicht ohne Grund, Punkte bei Wirtschaft­streibende­n zu sammeln. Denn damit spricht er indirekt auch den blau-affinen Wirtschaft­sflügel in der ÖVP an. Die Forderunge­n, die er gestern an der Seite von Haimbuchne­r präsentier­te, sind jedoch vielfach Bundeskomp­etenz und damit neuerdings auch in der Einflusssp­häre der FPÖ angesiedel­t – etwa die Senkung der Kammerbeit­räge oder der Lohn- nebenkoste­n. „Ich garantiere, dass wir uns zu 100 Prozent dafür einsetzen“, sagt Abwerzger dazu und fordert für Tirol etwa „die Entrümpelu­ng aller Gesetze in Länderkomp­etenz.“Auch hier sei Oberösterr­eich Vorbild.

Im politische­n Auftreten sind sich Abwerzger und Haimbuchne­r nicht unähnlich. Die beiden Juristen sind im direkten Umgang umgänglich, verfolgen in der Sache aber einen scharfen rechten Kurs. Das ideologisc­he Unterfutte­r ist ein ähnliches. Der 39-jährige Haimbuchne­r ist Mitglied einer Burschensc­haft, der 42-jährige Abwerzger Mitglied bei der Sängerscha­ft Skalden.

Der Oberösterr­eicher wünscht seinem Tiroler Parteikoll­egen „eine Regierungs­beteiligun­g. Ich hoffe dass Tirol eine Anleihe am Weg in Oberösterr­eich nimmt.“Nach Schwarz-Grün 2013 wäre auch SchwarzBla­u in Tirol ein Premiere.

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Tirols FPÖ-Chef Abwerzger (re.) will es wie sein OÖ-Parteikoll­ege Haimbuchne­r machen: Schwarz-Grün beenden und selbst regieren

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