Kurier (Samstag)

Orbáns Schwiegers­ohn: Betrugsver­dacht

EU-Förderunge­n.

- – IRENE THIERJUNG

Zwei Monate vor der Parlaments­wahl sind in Ungarn neuerlich Vorwürfe publik geworden, die Premier Viktor Orbán und seiner rechtskons­ervativen Fidesz-Partei wichtige Stimmen kosten könnten. Wie das Internetpo­rtal 24.hu aus einem bisher unveröffen­tlichten Bericht der EU-Antikorrup­tionsbehör­de OLAF zitiert, steht der Schwiegers­ohn des Regierungs­chefs unter Betrugsver­dacht. István Tiborcz soll zahlreiche von der EU mit insgesamt 44 Millionen Euro geförderte öffentlich­e Aufträge manipulier­t und sich dadurch bereichert haben.

Konkret betreffen die Vorwürfe die frühere Firma des 31-Jährigen, „Elios“. Diese belieferte zwischen 2009 und 2014 Gemeinden mit LED-Straßenlam­pen. Die Bewerbunge­n für die Aufträge waren laut 24.hu zumeist so konzipiert, dass praktisch nur „Elios“zum Zuge kommen konnte. Auftragszu­schläge erhielt Tiborcz, der seit 2013 mit Orbáns Tochter Ráhel verheirate­t ist, dem- nach vor allem in Gemeinden mit Fidesz-Bürgermeis­tern.

Gelder zurückford­ern?

Opposition­spolitiker hatten bereits 2016 Anzeigen erstattet, die aber mangels Beweisen ins Leere liefen. OLAF untersucht­e bis dato 35 Ausschreib­ungen, in mindestens 17 Fällen habe es Manipulati­onen gegeben. In die sei auch eine Beraterfir­ma verwickelt gewesen, die die Ausschreib­ungen betreute. Deren Geschäftsf­ührer, ein Freund von Tiborcz, war laut OLAF indirekt an „Elios“beteiligt.

Schon vor Wochen hatte OLAF die ungarische Staatsanwa­ltschaft zum Handeln aufgeforde­rt. Sie empfahl der EU-Kommission zudem, die eingesetzt­en Fördergeld­er zurückzufo­rdern.

Die Vorwürfe sind ein gefundenes Fressen für die Opposition – liegt Orbáns Fidesz in Umfragen derzeit doch klar in Führung. Die Grünen fordern nun ein Gesetz, wonach Firmen oder Privatpers­onen wegen eigener Fehler für die Rückzahlun­g von EU-Fördergeld­ern aufkommen sollen. Die Liberale Partei wies darauf hin, dass Verwandte des Premiers immer wieder von EUFörderun­gen profitiert­en. Orbáns Vater ist etwa laut dem Internetpo­rtal Direkt36 in ein EU-finanziert­es staatliche­s Projekt involviert.

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Die Vorwürfe könnten Orbán bei den Wahlen Stimmen kosten

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