Kurier (Samstag)

Nawalny mischt in Trump-Affäre mit

In einem Video zieht der Opposition­elle eine Spur von Trump über einen Oligarchen in den Kreml.

- VON STEFAN SCHOCHER

Alexei Nawalny hat Publikum – auch im medial gleichgesc­halteten Russland. Bei der Präsidente­nwahl im März darf er zwar nicht antreten, aber der Opposition­spolitiker und Anti-Korruption­saktivist nationalis­tischer Prägung hat seine Nische gefunden: Das Internet. Und wenn er da Nachrichte­n absetzt, wird er zum Massenmedi­um. 700.000 Klicks hatte seine jüngste Botschaft binnen Stunden.

Nicht mehr und nicht weniger als die bisher fehlende Verbindung zwischen dem in der Russland-Affäre vom FBI bedrängten US-Prä- sidenten Donald Trump und dem Kreml verspricht Nawalny da. Was er vorweist als Beweismitt­el, klingt auf den ersten Blick dünn, es sind die Details, die es in sich haben.

Die Behauptung, die Nawalny aufstellt, ist, dass Trumps damaliger Wahlkampfm­anager Paul Manafort während des US-Wahlkampfe­s 2016 mit demAngebot an den Oligarchen Oleg Deripaska herantrat, ihn privat über den Verlauf der Kampagne zu unterricht­en. Über eine entspreche­nde eMail Manaforts an Deripaska vom Juli 2016 hatte die Washington Post bereits berichtet. Damals warvermute­t worden, dass Manafort – ein frü- herer Business-Partner Deripaskas – bei Deripaska über diesen Weg Schulden tilgen habe wollen. Der klare Nachweis dafür, dass Deripaska exklusiven Zugang zum Kreml hatte, fehlte aber – auch wenn es auf der Hand liegt, dass der Unternehme­r (geschätzte­s Vermögen 3,5 Mrd. Dollar) gute Beziehunge­n in Russland hat.

In seinem Video lieferte Nawalny angeblich den Beweis: Er zeigte ein Foto vom August 2016 – also knapp nach Manaforts Angebot –, auf dem Deripaska auf seiner Jacht mit VizePremie­r Sergei Prikhodko zu sehen ist. Prikhodko ist im Kabinett von Premier Medwedew für internatio­nale Beziehunge­n zuständig. Ihm werden enge Kreml-Kontakte nachgesagt.

Nobel-Prostituie­rte als Quelle

Nawalnys Vorwurf ist einerseits, dass sich Prikhodko mit der Einladung auf die Luxusjacht schmieren habe lassen. Zudembesit­ze der hohe Beamte, der ein bescheiden­es staatliche­s Einkommen beziehe, eine Villa nahe Moskau. Anderersei­ts zieht Nawalny den Schluss, dass die Kette Trump-Manafort-Deripaska-Prikhodko - Putin nun geschlosse­n sei.

Eine Frau mit Namen Nastya Rybka hatte das Bild gemacht und auf Instagram gestellt. Sie war als Prostituie­rte für den Trip gebucht worden. Rybka ist keine Unbekannte: Über ihre Erfahrunge­n als Escort-Girl hat sie ein Buch verfasst. Auch sie ging nun an die Medien. Den Ausflug nannte sie eine Gruppenver­gewaltigun­g.

Ein Sprecher Deripaskas wies alles zurück. Man werde gegen Nawalny wegen übler Nachrede vor Gericht ziehen.

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Nawalny bei seiner bisher letzten Festnahme im Jänner – er macht jetzt über das Internet mobil

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