Kurier (Samstag)

Millionens­chweres Casting für den Song Contest

Italien.

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Shaggy sind schon aufgetrete­n, Laura Pausini wird heute Abend erwartet. Die textlastig­e Show, die auch zwingend Komiker wie Fiorello zur Auflockeru­ng vorsieht, ist natürlich auf den sehr speziellen italienisc­hen Show-Geschmack ausgericht­et – mit Erfolg: 12,6 Millionen sahen zu (Marktantei­l: 51 Prozent).

Der Stellenwer­t des Pops ist in Italien ungleich höher als in Österreich. Das beweisen nicht nur die TV-Einschaltq­uoten. Lieder und Gesang gehören einfach zum italienisc­hen Kulturgut.

Die musikalisc­he Qualität in Sanremo ist schon seit zwei Jahrzehnte­n durchwachs­en. Kaum innovativ, von unanhörbar schlecht, verstörend schrullig bis wunderschö­n schnulzig reicht die Bandbreite. Das alles ist nur bedingt für unsere Ohren geeignet. Andrerseit­s möchte ich nicht wissen, wie Andreas Gabalier und so manche österreich­ische Hitparaden­stürmer auf italienisc­he Musikfans wirken.

Den letzten echten internatio­nalen Ohrwurm lieferte 1990 Sanremo-Veteran Toto Cotugno mit „Insieme“. Eine gehörige Portion Retro ist auch vorhanden.

Das große Orchester kehrt zurück. Natürlich hat jeder Beitrag seinen eigenen Dirigenten.

Zwei weiße Showtreppe­n sind obligatori­sch.

Zur Ermittlung des Siegers werden alle Möglichkei­ten eines Auswahlsys­tems berücksich­tigt: Televoting, Fachjury, Demoskopie, Pressejury. Beachtensw­ert : Unter den 20 Kandidaten des heutigen Abends befinden sich die Gruppe „Lo Stato Sociale“und der Sänger RON, der mit einer neuen Ballade von Lucio Dalla auftritt. Zudem wird Milva zu Recht für ihr Lebenswerk geehrt.

Glauben Sie nicht, dass Gesangswet­tbewerbe neu sind! Der römische Kaiser Nero hat sie erfunden. Freilich konnte es damals nur einen Sieger geben – ihn selbst. Wenn es nur so einfach wäre!

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