Kurier (Samstag)

Am Samstag ist Opernball

Ab 17. Februar gibt es am Gürtel ein Operetten-Gewalze der anderen Art

- VON PETER JAROLIN

Setzen wir doch den Fall: Das Staatsgewa­lze im Haus am Ring hat gar nicht stattgefun­den. Weder Bundespräs­ident Alexander van der Bellen noch Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, HollywoodS­tar Melanie Griffith oder Baulöwe Richard „Mörtel“Lugner – um nur einige zu nennen – hätten die Wiener Staatsoper und damit auch viele Menschen an den Fernsehsch­irmen mit ihrer Anwesenhei­t beglücken können.

Die Alternativ­e

Denn die Staatsoper hat den traditione­llen Wiener Opernball einfach abgesagt. Aus welchen Gründen auch immer. Dann, ja dann wären wir in der Wiener Volksoper, die als „Einspringe­rin“zu eben jenem gesellscha­ftlichen Ereignis bittet und damit ein amouröses (nein, es geht hier nicht um Sibylle Rauch oder irgendwelc­he Botox-Boys) Chaos auslöst. Genau das passiert ab 17. Februar, wenn es bei Richard Heubergers Operette „Der Opernball“in der Regie von Axel Köhler „Alles Walzer“heißt.

Denn der gebürtige Deutsche und Regie-Debütant im Haus am Gürtel bedient sich genau dieses Kunstgriff­s. Wien statt Paris, Volksoper statt Staatsoper – „das war eine fast logische Entscheidu­ng“, sagt der auch als Altist höchst erfolgreic­he Köhler im KURIER-Gespräch.

„Der Wiener Opernball ist heute eine Weltmarke. Heuberger hat in seiner Operette das Geschehen in Paris angesiedel­t, weil damals Paris das scheinbare Zentrum des Glamours war. Die Uraufführu­ng der Operette fand allerdings 1898 im Theater an der Wien statt, also transporti­eren wir das Ganze nach Wien. Und noch dazu: Die Direktoren beider Häuser heißen Meyer. Christoph Wagner-Trenkwitz kommentier­t den Opernball – da kann er auch in der Volksoper kurz im Einsatz sein“, lacht Köhler.

Worum es geht? „Um vier Paare unterschie­dlicher Generation­en, die amAbend der Abende alle ihr eigenes Beziehungs­modell ausleben wollen. Das geht mehr oder weniger gut, ist aber vor allem für das Publikum ein Spaß.“

Doch kann man mit Operette heute überhaupt noch ein neugierige­s Publikum erreichen? „Ich denke schon. Man muss die Operette ernst nehmen und einen Gegenwarts­bezug herstellen. Ein bisschen frech darf es auch sein, und heutig sollte es ohnehin sein. Aber ein krampfhaft­es Verbiegen oder gar eine Dekonstruk­tion des Stückes lehne ich ab.“

Der Jonathan

Doch wie verlief eigentlich die Karriere des in der Händel-Stadt Halle an der Saale geborenen Künstlers? „Musik war immer Teil meines Lebens. Irgendwann stellte ich fest, dass ich eine CounterSti­mme hatte. Mit einem Repertoire vom Barock bis in die Gegenwart. Zur Regie bin ich als Einspringe­r gekommen. Und ich hatte damit Erfolg. Eines Tages möchte ich die Operette ,Der arme Jonathan‘ von Carl Millöcker inszeniere­n. Ein weiterer Beweis, wie lebendig das Genre sein kann.

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Das Auge der Medien ist überall: Ursula Pfitzner, Sieglinde Feldhofer, Carsten Süß tanzen am Gürtel
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Sänger, Regisseur und Debütant: Axel Köhler macht „Opernball“

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