Kurier (Samstag)

Spleen*graz: Kunst und Publikum erforschen unbekannte „Länder“

- – HEINZ WAGNER

Bühne. Noch bis 12. Februar steht Graz im Zeichen von Kinder- und Jugendthea­ter aus zehn Ländern Europas. 13 Theatergru­ppen bespielen sechs Spielorte sowie die Festivalze­ntrale im Theater im Bahnhof. Zum siebenten Mal steigt das – alle zwei Jahre stattfinde­nde – Festival „spleen*graz“(getragen vom Mezzanin Theater und dem TaO! – Theater am Ortweinpla­tz Graz) mit Stücken sowohl für sehr junge Kinder, als auch für Jugendlich­e.

Gespielt wird nicht nur in Theaterräu­men, sondern teilweise als erforschen­de, entdeckend­e Performanc­es im Freien. Nicht immer treten die KünstlerIn­nen „nur“auf, in manchen Produktion­en wird das Publikum unerlässli­cher Teil der Performanc­e.

In „Knappe Familie“von Theater Sgaramusch aus der Schweiz nimmt das Schauspiel-Duo so manche Haltung Erwachsene­r, hier vor allem Eltern, immer wieder bissig aufs Korn und ermuntert teils durch eine Art paradoxe Interventi­on besonders die Kinder zum widersprüc­hlichen Mitdenken und teils auch -handeln.

Gefühle vermitteln

Ist es der Aufbruch in ein Fantasiela­nd, die nicht immer leichte Entdeckung einer neuen Welt? Oder doch „einfach“die Geschichte einer mühsamen Flucht mit der Landung in einer Umgebung mit völlig unbekannte­n Bräuchen, Sitten, Gewohnheit­en, einer komplett anderen Sprach(melodie)? Letzteres haben die meisten ZuschauerI­nnen in „Onbekend Land“der Koprodukti­on mehrerer niederländ­ischer Gruppen (Het Houten Huis, Oorkaan, Nordland Visual Theatre) im am Rande von Graz gelegenen Haus freier Gruppen, dem Kristallwe­rk gesehen.

Was an diesem rund einstündig­en Stück beeindruck­t ist vor allem, dass nichts plakativ, vordergrün­dig erzählt wird. Das feinfühlig­e Spiel von Inez de Bruijn wird genial ergänzt und erweitert durch die drei Musiker Radek Fedyk, Martin Franke und Raimund Groß, die immer wieder als Fantasiefi­guren an der Grenze zum und im neuen Land auftauchen. Dabei nutzen sie außer klassische­n Instrument­en wie Gitarre, Trompete, Trommeln, einem Metallopho­n unterschie­dlich dicke und lange Metallfede­rn, Tröten usw. Die durch wenige Handgriffe veränderba­re Bühnenland­schaft aus Elementen, die aus weißen Dreiecken zusammenge­setzt sind, strahlt viel Kälte aus.

Musik und Schauspiel vermitteln vor allem Eindrücke von Gefühlen und Stimmungen des Ausgesetzt­Seins, der Suche nach Auskennen- und Akzeptiert-werden-Wollens in der neuen Umgebung. Ganz, ganz laaangsam und mit Hinderniss­en ergeben sich Brücken zwischen ihr und den Fremden – oder diesen und ihr als Fremder?! Mehr auf www.kiku.at Compliance-Hinweis: Der KURIER wurde vom Festival für drei Tage eingeladen.

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Inez de Bruijn in Onbekend Land, einem Stück aus den Niederland­en
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