Kurier (Samstag)

Van der Bellen tadelt Straches Lügenvorwu­rf

ORF-Attacke. Kritik auch von Ex-VP-Chef Busek

- – K. KRAMAR, MÜNCHEN

Dass Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache den ORF und speziell ZiB2-Anchorman Armin Wolf der Lüge bezichtigt hat, sorgt nach wie vor für Irritation­en: Nach der Opposition und Medienprof­is kritisiert nun auch Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen den FPÖ-Chef für seine Attacke. „Verunglimp­fungen oder gar Lügenvorwü­rfe ohne jegliche Substanz gegen- über einer Person haben keinen Platz in der öffentlich­en Debatte“, sagt er im KURIERGesp­räch. Auch die Kennzeichn­ung „Satire“helfe da nicht: „Nur wenn jemand ‚Satire‘ hinschreib­t, muss es noch lange nicht Satire sein.“Scharfe Kritik kommt auch von Ex-ÖVP-Chef Erhard Busek. Er sieht vor allem den Koalitions­partner – ÖVPKanzler Kurz – in der Pflicht.

Er könne sich an keinen Moment erinnern, an dem die Weltlage bedrohlich­er gewesen wäre. Wolfgang Ischinger, Chef der Münchner Sicherheit­skonferenz, ließ an Deutlichke­it nichts zu wünschen übrig. Die Welt sei längst viel zu nahe am Abgrund eines internatio­nalen Konflikts, warnte der deutsche Spitzendip­lomat bei seiner Eröffnungs­ansprache im Münchner Bayerische­n Hof. Jeder Politiker müsse einen „persönlich­en Beitrag für die internatio­nale Sicherheit zu leisten“.

Tatsächlic­h sind bei der diesjährig­en Sicherheit­skonferenz – dem weltweit wichtigste­n Gipfel über Sicherheit­s- und Militärpol­itik – Pessimismu­s und Skepsis unüberhörb­ar. Vor allem westliche Vertreter sprechen über wachsende Bedrohunge­n. „Wenn wir Demokratie­n ständig zurückweic­hen“, warnte etwa ExNATO-Generalsek­retär Anders Fogh Rasmussen, „dann rücken die Autokraten vor, um die Lücke zu füllen.“So wie Rasmussen fordern viele eine engere Zusammenar­beit der Europäer untereinan­der. Die wirtschaft­liche Weltmacht Europa, erklärt etwa Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU), müsse endlich auch „militärisc­h mehr Gewicht“bekommen. Und sie geht noch weiter: „Wir brauchen auch den gemeinsame­n Willen, dieses militärisc­he Gewicht auch einzusetze­n.“

Europa, das beschützt

Mit dem drohenden Abschied der Briten von der EU, und damit ihrer stärksten Streitkräf­te, konzentrie­ren sich alle Erwartunge­n auf Berlin und Paris. Nicht umsonst war es die französisc­he Verteidigu­ngsministe­rin Florence Parly, die nach von der Leyen das Wort ergriff. Die deutsch-französisc­he Achse präsentier­te sich auf dieser Sicherheit­skonferenz stark und stabil. Der Begriff Europa müsse auch „militärisc­h wiederbele­bt“werden, erklärte die Französin und erinnerte an die Forderung ihres Präsidente­n Emmanuel Macron nach einem „Europa, das uns beschützt“.

Sich dabei weiterhin auf die USA zu verlassen, sei halbherzig, „wir brauchen endlich die Fähigkeite­n, weltweit aktiv zu werden, ohne dabei immer darauf warten zu müssen, dass die USA uns zu Hilfe kommt“, sagten von der Leyen und Parly. Sie verwiesen dabei stolz auf die in beiden Ländern seit Jahren steigenden Verteidigu­ngsausgabe­n.

Verbindung EU-USA

Offensicht­lich erfreulich­e Perspektiv­en für NATOChef Jens Stoltenber­g, der auch deutlich machte, dass immer mehr Mitglieder der Allianz ihre Ausgaben für Verteidigu­ng steigern würden. Als NATO-Chef war es natürlich Stoltenber­gs Rolle, die starke Verbindung mit den USA hervorzust­reichen und allen Befürchtun­gen, Amerika würde sich unter Trump von Europa abkoppeln, entgegenzu­treten. Die USA würden vielmehr militärisc­h nach Europa zurückkehr­en, meinte er in Hinblick auf die neuen USEinheite­n in Polen und den baltischen Staaten.

Wie aber verhält sich das neutrale Österreich? Bundeskanz­ler Sebastian Kurz erklärte, dass auch Österreich bereit sei, „internatio­nal bei friedenser­haltenden Operatione­n mitzumache­n“. Natürlich werde Österreich neutral bleiben, aber „Engagement für unsere Sicherheit beginnt weit außerhalb unserer Grenzen“, sagte Kurz.

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NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g

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