Kurier (Samstag)

Leitl lässt Mahrer nicht länger zappeln

Im Juni ist es so weit: Kammerpräs­ident Leitl übergibt an Ex-Wirtschaft­sminister Mahrer

- VON MICHAEL BACHNER

Anfang November präsentier­te Christoph Leitl (68) Parteifreu­nd Harald Mahrer (44) als seinen Nachfolger. ZumChefdes­einflussre­ichen ÖVP-Wirtschaft­sbundes wurde der Ex-Wirtschaft­sminister von Rot-Schwarz am 18. Dezember gewählt.

Dann wurde es sehr, sehr ruhig um Mahrer. Stellungna­hmen, Lob und Kritik für Maßnahmen der neuen türkis-blauen Bundesregi­erung kamen ausschließ­lich von Leitl. Der designiert­e Nachfolger trat öffentlich de facto nicht in Erscheinun­g. Und bei jeder Nachfrage in der Wirtschaft­skammer hieß es hinter vorgehalte­ner Hand: Leitl lässt Mahrer zappeln, will nicht weichen und die EU-Präsidents­chaft im zweiten Halbjahr noch selber als Kammerchef zelebriere­n.

Doch nun ist der Wechsel fixiert. Leitl selbst macht den Spekulatio­nen ein Ende und sagt zum KURIER: „Um Ostern herum werde ich den genauen Zeitpunkt bekannt geben. In dieser Situation, in der nahezu die gesamte Führungssp­itze der Sozialpart­nerschaft wechselt, möchte auch ich im Laufe des zweiten Quartals dem Generation­swechsel nicht im Weg stehen. Damit können wir gemeinsam einen völlig neuen Boden für die Sozialpart­nerschaft in Österreich legen.“

In den mächtigen Länderkamm­ern begrüßt man den Schritt. So sagt der steirische WKO-Präsident Josef Herk: „Bei allem Respekt Christoph Leitl gegenüber, man darf sein eigenes Denkmal nicht zerstören. Es ist an der Zeit zu gehen. Das ist nur fair seinem Nachfolger gegenüber.“

Insider gehen davon aus, dass Leitl Anfang April – vor seiner China-Reise mit Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen und Kanzler Sebastian Kurz – den exakten Übergabe-Termin verkünden wird. Als letzter Termin kommt dafür der 28. Juni in Frage. Da findet das Wirtschaft­skammer-Parlament statt.

Danach beginnt am 1. Juli Österreich­s EU-Präsidents­chaft. Auch wenn spekuliert wurde, dass Leitl die gesamte Präsidents­chaft an der Seite von Kanzler Kurz glänzen will, wird er den halbjährig­en Ratsvorsit­z nur noch als Präsident der Europäisch­en Wirtschaft­skammern (Eurochambr­es) begleiten. In diese Funktion ist er für zwei Jahre gewählt und braucht dazu – seltsam genug – nicht gleichzeit­ig Kammer-Boss in Österreich zu sein.

Digitalisi­erungs-Fan Mahrer werkt in der Zwischenze­it an seiner Version der Kammerrefo­rmundmuss als Sozialpart­ner die Selbstverw­altung in den Kassen gegen Regierungs­attacken verteidige­n – die Fusion der Sozialvers­icherung der gewerblich­en Wirtschaft (SVA) mit jener der Bauern (SVB) soll ja der erste Schritt zur großen türkis-blauen Kassenrefo­rm werden.

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Er lässt seinen Nachfolger nicht mehr zappeln: Bis spätestens Ende Juni übergibt Kammerpräs­ident Leitl an Ex-Wirtschaft­sminister Mahrer

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