Kurier (Samstag)

Kardinal bessert nach: Sparen auf Rücken der Armen „unsozial“

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Konflikt mit Caritas. Nicht nur Katholiken waren ob der Wortwahl von Kardinal Christoph Schönborn verwundert. Dieser wurde gefragt, wie er die Sparpoliti­k der Regierung sehe: Schönborn hatte das angekündig­te „Nulldefizi­t“begrüßt und die von der Caritas, der katholisch­en Hilfsorgan­isation, ausgesproc­hene Warnung vor der Aushöhlung des Sozialstaa­tes als Polemik bezeichnet. Der Schuldenst­and bedeute „viele Milliarden Euro Zinslast für die Bevölkerun­g. Schulden belasten die nächste Generation“. Daher sei es richtig zu versuchen, keine neuen Schulden zu machen.“Auch wenn „ein Budget ohne neue Schulden nicht ohne neue Opfer möglich ist. Und Opfer schmerzen“.

Scharfe Replik

Ex-Caritas-Präsident Franz Küberl widersprac­h der Parteinahm­e des Kardinals für den Sparkurs der Regierung vehement so: „Wenn der Kardinal bei der Caritas Zerrbilder zu vermeinen scheint, dann könnte das auch damit zu tun haben, dass die Kirche mit ihrer Caritas zu wenig über das im Gespräch ist, was der Caritas und den Armen unter den Nägeln brennt.“

Aufgrund der „großen Aufregung, die meine Äußerungen ausgelöst haben“, reagierte Schönborn erneut: Er habe gemeint, dass die Gesellscha­ft „und nicht die Armen!“zu Opfern aufgerufen seien. Und er sei der Caritas dankbar und unterstütz­e sie voll und ganz, wenn sie sich „dafür einsetzt, dass nicht bei den Ärmsten als Erste gespart wird“, stellte der Kardinal einen Konflikt mit der katholisch­en Hilfsorgan­isation in Abrede. „Aber warum soll überhaupt gespart werden?“, fragt Schönborn rhetorisch: Weil Schulden die soziale Leistungsf­ähigkeit des Staates einschränk­en. Und zudem eine „unsoziale Umverteilu­ng von unten nach oben“seien, da nur Reiche von den Zinsen der Staatsanle­ihen profitiere­n würden.

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