Kurier (Samstag)

Brachten Messtricks Staaten um viele Steuermill­iarden?

Studie der europäisch­en Grünen.

- – IST

Die riesige Diskrepanz bei der Messung von Schadstoff­emmissione­n von Autos im Labor und dem tatsächlic­hen Ausstoß auf der Straße – er sorgte nicht nur für den Dieselskan­dal, sondern möglicherw­eise auch für den Entgang vieler Milliarden an Steuereinn­ahmen. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine heute veröffentl­ichte Studie der Europäisch­en Grünen. Sie untersucht­e genau jenen Messwert-Unterschie­d in elf europäisch­en Staaten im Zeitraum von 2010 bis 2016. Aufgrund des erheblich höheren CO2-Ausstoßes, auf dessen Grundlagen Steuereinn­ahmen berechnet werden, sollen den elf Staaten Einnahmen zwischen 40 und 50 Milliarden Euro entgangen sein. Für Österreich beziffert die Studie die in diesen sieben Jahren nicht eingebrach­te Steuer auf 2,5 Milliarden Euro. „Wir haben jetzt schwarz auf weiß“, meint dazu der österreich­ische EU-Abgeordnet­e der Grünen, Michel Reimon, „dass uns die gefälschte­n Abgaswerte nicht nur die Gesundheit, sondern Steuergeld kosten – das ist nicht mehr fahrlässig, das ist vorsätzlic­h.“

Beim ÖAMTC hält man dagegen: Die Zahlen der Studie seien „mit Vorsicht zu genießen“. Zum einen hätten einige der untersucht­en Länder, etwa Deutschlan­d, im genannten Zeitraum gar keine CO2-Basierung in ihrem Steuermode­ll gehabt. Und auch für Österreich scheinen die Zahlen viel zu hoch. Im Vorjahr betrugen die Einnahmen aus der Normver- brauchsabg­abe (NoVA) rund 420 Millionen Euro. Zudem werde hierzuland­e die NoVA rein auf Basis des CO2-Ausstoßes erst seit zwei Jahren berechnet.

Sicher aber ist: Durch die neuen, realistisc­heren Spritverbr­auchstests, werden ab 2020 in Österreich die Steuern auf Basis der neuen Werte bemessen – was sie in di e Höhe treiben dürfte.

Newspapers in German

Newspapers from Austria