„So kannst du die Borussia nicht spielen lassen“
Dortmund.
Eine Erfolgsserie ist am Donnerstag in Dortmund zu Ende gegangen: Im elften Spiel hat die Borussia 2018 zum ersten Mal verloren. Kredit hat der Trainer trotzdem keinen – zumindest bei vielen Medien. „Jetzt werden sie den Vertrag von Peter Stöger bis 2025 verlängern“, meinte ein Journalist nach dem 1:2 im Hinspiel des Europa-League-Achtelfinale gegen Salzburg.
Das ist natürlich Sarkasmus pur, fasst aber die Situation für den Wiener gut zusammen, der als Feuerwehrmann Anfang Dezember eingesprungen war. „Stöger passt nicht nach Dortmund. Er hatte in Köln mit einer Defensivtaktik Erfolg. So kannst du die Borussia nicht spielen lassen“, erklärte ein anderer Journalist. Und auch die 50.000 Fans quittierten die Vorstellung ihrer Elf mit einem Pfeif konzert.
Stöger wirkte ratlos. „Es ist momentan auch für mich schwer zu erklären“, antwortete der Dortmund-Trainer, als er auf die Leistung seiner Elf angesprochen wurde. „Der Aufwand, den wir betrieben haben, die Bewegung vor allem in der Offensive, war dürftig.“Die Kritik in den deutschen Medien fiel vernichtend aus – gegen ein (starkes) österreichisches Team zu verlieren, passt nicht ins Weltbild vieler deutscher Sportjournalisten. „Dösi-Pleite gegen die Dosen-Ösis“titelte Bild.de. „Dieses Ergebnis ist eine Blamage“, meinte der Reviersport. „Borussia Dortmund ist nur mehr ein Schatten seiner selbst“, stellten die Ruhr Nachrichten fest.
Stöger ist mit einer Situation konfrontiert, in der sich etwa auch Rapid und Austria befinden: Anspruch und Realität korrelieren nicht mehr. Die Mannschaft hat wenig zu tun mit jener, die vor fünf Jahren das Champions-LeagueFinale erreichte: Die Achse Hummels, Gündogan und Lewandowski hat den Klub längst verlassen. Mit Mkhita- ryan, Dembélé und Aubameyang wurden weitere Klassekicker verkauft und konnten nicht ersetzt werden. Dazu sind Leistungsträger wie Reus (verlängerte gestern bis 2023) oder Götze zu oft verletzt oder gerade körperlich nicht auf der Höhe. Zudem fehlt ein Sechser mit Klasseformat. „Man muss sich nur anschauen, wer seit 2013 weggegangen ist. Da darf man sich nicht wundern, wie die Mannschaft jetzt spielt“, analysierte ein Taxifahrer nüchterner als so mancher Journalist. Stögers Vertrag läuft bis Sommer. Wenn man die Stimmungsmacher rund um den BVB als Maßstab nimmt, wäre es überraschend, wenn dieser verlängert werden würde.