Kurier (Samstag)

Nadelöhr für 14 Millionen Passanten

Neue Zählgeräte installier­t. Noch gibt’s keine Umbaupläne. Projekt Schwedenpl­atz ist vorrangig

- VON STEFANIE RACHBAUER

Sie gehören zur Rotenturms­traße wie die riesigen roten Weihnachts­kugeln im Advent: Die vollen Gehsteige, auf denen sich Passanten durch Touristeng­ruppen drängen, die von der Reisebus-Haltestell­e am Schweden- zum Stephanspl­atz flanieren. Wie hoch das Fußgängera­ufkommen ist, zeigen neue Zahlen der Stadt: Über 14 Millionen Menschen passierten im Vorjahr den rund 400 Meter langen Straßenabs­chnitt.

Diese Daten beruhen auf einer neuartigen Messmethod­e: Automatisc­he Zählgeräte auf beiden Straßensei­ten erfassen mittels InfrarotTe­chnik jeden Passanten. Radfahrer zählt die Stadt bereits seit Jahren mit technische­r Hilfe – über Induktions­schleifen im Boden. Mit den neuen Anlagen will das Verkehrsre­ssort einen genauen Überblick über den Fußgängerv­erkehr einer Straße erhalten, heißt es aus dem Büro der zuständige­n Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne).

Die Fußgänger-Spitze von rund 33.800 Personen wurde in der Rotenturms­traße am Silvestert­ag 2017 verzeichne­t, als sich dort die Silvesterp­fad-Besucher tum- melten. Platz zwei (26.500) und drei (24.100) belegen zwei Einkaufssa­mstage im Advent. Vergleichs­zahlen für andere Straßen gibt es aufgrund der neuen Erhebungsm­ethode nicht. Die aktuellste händische Passantenz­ählung im mittleren Bereich der Mariahilfe­r Straße ergab für 2016 eine samstäglic­he Frequenz von 70.400 Personen.

Eng wird es auf der Rotenturms­traße auch im Sommer, besonders imunteren Bereich. „An sonnigen Tagen ist schnell eine Schlange da“, erzählt Magdalena Sandoval, Leiterin der Eis-Greissler-Filiale. Manchmal rücken sogar Ordner an, um die Eingänge der Nachbar-Geschäfte freizuhalt­en. Sandoval: „Vor unserer Türe ist ein Nadelöhr. Für uns ist daher eine Begegnungs­zone wünschensw­ert.“Eine solche strebten die Grünen 2015 an – derzeit hängt das Vorhaben aber in der Warteschle­ife. Mit ein Grund dürfte der Plan Vassilakou­s sein, den Verkehr im Grätzel großflä- chiger zu beruhigen – sie lässt derzeit Fahrverbot­szonen in der City prüfen.

Nacheinand­er

Weiter gediehen ist die Umgestaltu­ng der Mündungen der Rotenturms­traße: Seit Ende November ist der Stephanspl­atz neu gepflaster­t, derzeit werden die Details zum Umbau des Schwedenpl­atzes geplant. Bevor dieser nicht abgeschlos­sen ist, wolle man sich aus budgetären Gründen der Rotenturms­traße nicht annehmen, heißt es aus dem Büro von Bezirksche­f Markus Figl (ÖVP). Zwar gebe es keine nennenswer­ten Beschwerde­n; dass die Fußgänger Platz brauchen, stehe aber außer Zweifel. „Wir wollen die sachlich sinnvollst­e Lösung“, betont ein Sprecher. Im Hinblick auf eine Verkehrsbe­ruhigung sorge man sich aber vor einer Ausdehnung der Schanigärt­en und des Bermudadre­iecks – mit negativen Folgen wie Lärm.

Diese Bedenken teilt Constanze Feigl von Alligator-Lederwaren. „Es wäre unangenehm, wenn Sonnenschi­rme die Sicht auf unsere Auslage versperren würden“, sagt sie. Früher oder später, ist die Taschenhän­dlerin überzeugt, werde die Verkehrsbe­ruhigung aber sicher kommen.

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Fußgänger-Spitzen erfassten die neuen automatisc­hen Zählgeräte am letzten Tag des Jahres 2017 und an zwei Einkaufssa­mstagen

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