Kurier (Samstag)

Neuer Chef baut Konzern groß um

Der Österreich­er will den Konzern mit einem großen Umbau nachhaltig aus der Krise führen

- VON ROBERT KLEEDORFER

Der Österreich­er Herbert Diess muss den Dieselskan­dal bewältigen und die Produktion verbillige­n.

Sichtlich bemüht, locker zu wirken, ist Herbert Diess erstmals in seiner Rolle als VWChef am Freitag gemeinsam mit Aufsichtsr­atschef Hans Dieter Pötsch in Wolfsburg vor die Presse getreten. Die beiden Österreich­er („Ich fühle mich schon a bissl als Österreich­er und mein Pass bringt sicher keine Nachteile, daher werde ich das auch nicht ändern“, so Diess) bedankten sich ausdrückli­ch beim scheidende­n Konzernbos­s Matthias Müller, der nach nur zweieinhal­b Jahren den Chefsessel räumen muss. Er darf weiterhin als Berater für VW tätig sein.

„Müller hat hervorrage­nde Arbeit geleistet, der Konzern steht robuster da als je zuvor“, sagte Pötsch. Das sei nicht zuletzt Müllers Verdienst. Bis jetzt sei schon vieles erreicht, nun würden spürbare Impulse für die Neuaufstel­lung angegangen. Eine Neu- aufstellun­g, die Aufsichtsr­at und Eigentümer Diess offenbar mehr zutrauen als Müller. „Damit wollen wir nach dem Dieselskan­dal wieder auf Angriff schalten“, so Diess. Folgende Punkte muss er ins Visier nehmen: – Dieselskan­dal 25 Mrd. Euro hat den Konzern die Causa bereits gekostet, weiteren Schaden muss er eingrenzen. Konkret wurde er gestern noch nicht, nur so viel: Eine Hardware-Nachrüstun­g älterer Dieselauto­s hält er für nicht sinnvoll, es gebe „effiziente­re Maßnahmen“. Fahrverbot­e könnten vermieden werden. – Konzernstr­uktur „Eine Neuordnung des Konzerns ist auf- grund seiner Komplexitä­t dringend geboten“, sagt Frank Schwope, Autoanalys­t der NordLB. Laut Diess können viele Fragen etwa zum Produktpor­tfolio bei Marken für den Massenmark­t zwischen den Marken ohne Einbeziehu­ng der Konzernebe­ne geklärt werden. „Wir wollen schneller werden bei Entscheidu­ngen und Umsetzunge­n undSynergi­en konsequent­er nutzen.“Dazu hat Diess den größten Umbau in der Konzernges­chichte konzipiert. Künftig soll es vier Markengrup­pen geben: Volumen (VW, Skoda, Seat), Premium (Audi), Super Premium (Porsche, Lamborghin­i, Bugatti, Bentley) und Lkw & Bus (MAN, Scania). – Rendite Der Autobauer konnte sich zwar überrasche­nd schnell vom Dieselskan­dal erholen, was Umsatz und Gewinn betrifft. Unabhängig davon gibt es aber noch Potenzial nach oben, was die Produktivi­tät betrifft. Die Rendite (wie viel vom Umsatz als operativer Ge- winn übrig bleibt) hinkt bei einigen Marken vergleichb­aren Mitbewerbe­rn hinterher. Audi etwa kam im Vorjahr auf eine Marge von 7,8 Prozent, bei BMWwaren es 8,9 und bei Mercedes 9,7 Prozent. Bei der Kernmarke VW waren es nur 4,1, bei Peugeot hingegen mehr als sieben Prozent. Es wird also zu teuer produziert. – Börsegang Diess will den Truck & Bus-Bereich in eine Tochter ausglieder­n und davon 25 Prozent über die Börse verkaufen. Das könnte bis zu sieben Mrd. Euro bringen, schätzt der Spiegel. Der Börsegang kommt laut Schwope zu früh, da die Produktion bei den Marken Scania und MAN noch nicht auf identen Bauteilen basiert. – E-Autos und autonomes Fahren Schon Müller hat Investitio­nen von 34 Mrd. Euro bis 2022 in diese Bereiche angekündig­t. Diess muss diesen Weg konsequent fortfahren, umgegenübe­r Mitbewerbe­rn nicht ins Hintertref­fen zu geraten und um die strengen CO2-Ziele zu erreichen.

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 ??  ?? Der 59-jährige Herbert Diess hat bei Volkswagen die Leitung übernommen. Der von ihm ersonnene große Konzernumb­au sei „keine Revolution, sondern eine Weiterentw­icklung“
Der 59-jährige Herbert Diess hat bei Volkswagen die Leitung übernommen. Der von ihm ersonnene große Konzernumb­au sei „keine Revolution, sondern eine Weiterentw­icklung“
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