Kurier (Samstag)

BVT-Affäre: U-Ausschuss könnte noch scheitern

Tauziehen. Neos kündigen neue Zeugen an

- – D. SCHREIBER, K. MÖCHEL

Rund um den geplanten Untersuchu­ngsausschu­ss zum Verfassung­sschutz ist derzeit alles möglich, meinen Polit-Insider. Selbst, dass gar keiner mehr zustande kommt, ist nicht komplett auszuschli­eßen, hört man.

Die Ausgangsla­ge ist prekär: Wichtigste­r Mitspieler seitens der Opposition ist die SPÖ, ohne sie geht gar nichts in dieser Angelegenh­eit. Das lässt sie die beiden kleineren Parteien Neos und Liste Pilz auch spüren, wird dort moniert.

Der gescheiter­te erste SPÖ-Antrag für den Ausschuss hat die angespannt­e Lage noch einmal verschärft, einen weiteren Fehltritt will die ehemalige Regierungs­partei um jeden Preis vermeiden. Seit nunmehr drei Wochen lassen sich die Roten nicht in die Karten blicken, ob sie nun zum Verfassung­sgerichtsh­of gehen oder ob sie die anderen Parteien einbinden. Zugleich besteht bei SPÖ und Neos die Sorge, dass der Ausschuss in eine „unkontroll­ierbare PilzShow“ausartet und nicht für Aufklärung sorgt.

Dass eine Billigzeit­ung eine angebliche Einigung verbreitet hat, lässt das Misstrauen der drei Opposition­sparteien weiter anwachsen. „So ein Unsinn macht die Arbeit derzeit noch schwierige­r“, meint ein Insider zum KURIER.

„Wie eine Spinne“

Die Neos sammeln derweil eifrig Informatio­nen im Hintergrun­d und wollen bis ins Jahr 2000 zurück fragwürdig­e Vorgänge im Innenresso­rt durchleuch­ten.

„Wir müssen wachsam sein“, sagt Parteichef Matthias Strolz. „Wenn wir uns damit abfinden, dass poli- zeiliche Informatio­nen parteipoli­tisch missbrauch­t werden, an dem Tag wird Österreich verloren haben.“Es gehe am Ende um einen funktionie­renden Rechtsstaa­t. „Denn wir sehen hier keine BVT-Affäre, sondern eine BMI-Affäre“, sagt Neos-Abgeordnet­e Stephanie Krisper. „Es ist zu klären, ob nicht eine parteipoli­tische Machtübern­ahme mit der Brechstang­e vorliegt.“Fatal wäre es, sagt Strolz, wenn sich diese Muster nun in Blau fortsetzen würden.

Seit der Ära von ÖVP-Innenminis­ter Ernst Strasser „hat sich ein System wie eine Spinne etabliert, die Umfärbunge­n vorgenomme­n hat“, meint Krisper. „Ab der Ära Strasser gab es eine Kultur des Nepotismus, die wir abdrehen wollen.“

Wenig schriftlic­h

Bei Krisper haben sich etliche Zeugen gemeldet. „Es kommen Leute aus der Deckung, die sich bisher nicht getraut haben“, sagt Strolz.

„Der Umgang mit Daten bringt das Risiko mit sich, dass mit polizeilic­hen Informatio­nen politische­s Schindlude­r getrieben wird“, so Krisper. Es bestehe auch der Verdacht, dass viele Anordnunge­n nicht schriftlic­h festgehalt­en, sondern via Telefon erteilt wurden.

„Die SPÖ ist zwar gesprächsb­ereit, aber der UAusschuss hat nur dann Sinn, wenn die Opposition gemeinsam an einem Strang zieht“, sagt Krisper. Daher werden Gespräche mit der SPÖ, aber auch mit der Liste Pilz gesucht. „Ich denke, dass wir im Mai soweit sein sollten, einen gemeinsame­n Antrag einzubring­en“, sagt Strolz. Ein Monat mehr oder weniger sei nicht relevant.

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Stephanie Krisper wird für die Neos den U-Ausschuss übernehmen. Sie trat mit Parteichef Matthias Strolz auf

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