Der tägliche Frust: 250.000
Bis 2019 werden täglich rund 250.000 Menschen zwischen Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ein- undauspendeln. Die Arbeiterkammer fordert deswegen einen massiven Ausbau der Öffis.
Oft nur noch Stehplätze in den Zügen oder der tägliche Stau auf den Wiener Einfahrtsstraßen: Das PendlerDasein ist kein einfaches Los. Und es trifft ganz speziell die Ostregion in und rund um Wien. Deswegen haben die Arbeiterkammern von Wien, NÖ und dem Burgenland eine große Pendlerbefragung durchgeführt, an der sich rund 1900 Mitglieder beteiligt haben.
Die meisten davon pendeln täglich von Niederösterreich nach Wien. Enorm betroffen ist aber auch das Burgenland. Von den rund 100.000 Arbeitnehmern in diesem Bundesland sind an die 50.000 Pendler. Das Ziel der Pendler ist meistens Wien, weswegen die Verkehrsströme in die Bundeshauptstadt auch besonders analysiert wurden.
Bahn statt Auto
Angesichts des ständigen Anstiegs der Pendler sind die öffentlichen Verkehrsmittel ein entscheidender Punkt. Vor allem, wie die derzeitigen Autopendler zum Umstieg auf Bus oder Bahn bewegt werden können. Dieser Aspekt wurde auch von der Arbeiterkammer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: 70 Prozent der befragten Autopendler würde ganz oder ziemlich sicher auf Öffis umsteigen, wenn es tagsüber mehr Verbindungen gibt. Ähnlich hoch ist der Prozentsatz, wenn es um eine bessere Abstimmung bei den Öffis geht. Oder wenn die Fahrpläne besser den Arbeitszeiten angepasst sind. Markus Wieser, Präsident der NÖ Arbeiterkammer, nannte dazu als Beispiel die Bahnverbindung von St. Pölten nach Wien. Da gebe es für Pendler, die bereits um 7 Uhr Arbeitsbeginn haben, keine Möglichkeit.
Für Rudolf Kaske, Präsident der Wiener Arbeiterkammer, ist klar, dass die Zugintervalle dichter werden müssen. Kaske: „Wenn wir wollen, dass mehr Pendlerinnen und Pendler vom Auto auf die Bahn umsteigen, muss das Ziel sein, nie länger als 15 Minuten auf den Anschlusszug zu warten.“Deswegen benötige es für Wien und Umgebung einen „durchgehenden, verlässlichen 15-Minuten-Takt“.
Vor zwei Jahren habe die Wiener Arbeiterkammer zusätzliche 130 Zugverbindungen gefordert. 30 mehr gab es beim letzten Fahrplanwechsel. Die restlichen 100 könnten mit dem 15-Minuten-Takt verwirklicht werden. Gefordert werden auch neue Zuggarnituren, damit Pendler nicht stehen müssen. Das trifft die Burgenländer be- sonders hart. Deren AK-Präsident Gerhard Michalitsch ist mit den Zugverbindungen nach Wien schon zufrieden, aber: „Eine Stunde stehend in die Arbeit oder nach Hause ist für uns ein No Go.“
Er hat noch eine andere Bitte an die ÖBB: Weil die Burgenländer sehr früh nach Wien pendeln, sollten die Ansagen auf den Bahnhöfen etwas leiser und das Licht in den Zügen gedämpfter sein. Auch das sei bei der Befragung herausgekommen.
Kritik an der Regierung
Die drei Präsidenten nutzten die Präsentation der Befragung, um Einsparpläne der Bundesregierung bei Projekte der Bahn in der Ostregion zu kritisieren. Da würde man am falschen Ende sparen, so Kaske. Als Beispiele wurden die Nordbahn, die Elektrifizierung zwischen Herzogenburg und Krems oder die Pottendorfer Linie genannt. Im Büro von Niederösterreichs Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (VP) sieht man diese Maßnahmen nicht so dramatisch. Pendlerinnen und Pendler seien davon nicht wirklich betroffen.