Kurier (Samstag)

Claudia Cardinale wird 80

Das Sex-Symbol, das auszog, um sich nIcht auszuziehe­n, wird 80

- VON DIETER CHMELAR

Das größte Sex-Symbol Italiens neben Loren und „Lollo“ließ Männer reihenweis­e abblitzen.

Als sie 1963 die engelsglei­che „Angelica“in Viscontis Meisterwer­k „Der Leopard“verkörpert­e, sagte der Kult-Regisseur, der seine Muse mit Geschmeide von Cartier nur so überhäufte: „Jedermann glaubt, dass Claudia Cardinale ein gut aussehende­s Kätzchen wäre, das nur ausgestrec­kt auf der Couch liegt und darauf wartet, gestreiche­lt zu werden. Aber ich sage Ihnen, dieses Kätzchen ist im Begriff, eine Tigerin zu werden, die früher oder später ihren Bändiger zerreißen wird.“

Im selben Jahr drehte die „CC“(eine Weltmarke weiblicher Anmut wie „BB“für Brigitte Bardot und „MM“für Marilyn Monroe) unter Viscontis verhasstem Rivalen Federico Fellini „81/ – ein Wendepunkt und Meilenstei­n ihrer Karriere: Erstmals wurde die gebürtige Tunesierin mit sizilianis­chen Eltern nicht nachsynchr­onisiert.

Zuvor galt Claudias raues Timbre und ihr seltsamer Akzent als Cardinale-Fehler. „Ich hatte ja erst mit 19 Italienisc­h gelernt.“Da war sie bereits „schönstes italienisc­hes Mädchen“in Tunis. Der Preis war eine Reise zum Filmfestiv­al in Venedig, was ihr Leben vollkommen verändern sollte (1993 bekam sie dort den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk). Sie unterschri­eb einen kurio- sen Knebelvert­rag, der ihr verbot, die Haare zu kürzen, zu heiraten oder an Gewicht zuzulegen. Deshalb galt es, ihren Sohn Patrizio (heute 63), der aus einer Vergewalti­gung entsprang, als Bruder auszugeben. Der erfuhr die Wahrheit auch erst mit 19, als Cardinale eine Tochter mit der größten Liebe ihres Lebens, dem Regisseur und Autor Pasquale Squitieri ( 2017), bekam. Weil dieser sie „aus Liebe“nicht heiraten wollte, nannte sie das Mädchen Claudia, „ damit Claudia Cardinale (kein Künstlerna­me) auch noch nach meinem Tod bestehen bleibt“. Unsterblic­h ist sie als Italiens Sex-Symbol sowieso – Kopf an Kopf, Körper an Körper mit Gina Lollobrigi­da (90) oder Sophia Loren (83). Die Cardinale wurde zum „Gegenentwu­rf zum Busenwunde­r“. Der britische Mime David Niven ( 1983), mit dem sie in „Der rosarote Panther“(1963) spielte, f lirtete: „Neben Spaghetti bist du die beste Erfindung Italiens.“Doch auch Beaus wie Lancaster, Brando, Mastroiann­i undDelonze­rschellten ander Bellezza, die auszog, sich nie auszuziehe­n: „Eine Frau ist viel erotischer, wenn nicht alles von ihr gezeigt wird. Da hat die Fantasie mehr Raum.“

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„CC“auf dem Höhepunkt ihrer Traumkarri­ere (1965) und beim Festival in Cannes (2017)
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Bei der Vernissage mit dabei: Natalia Ushakova und Fadi Merza

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