Kurier (Samstag)

Rache an Kern? Türkis-Blau halbiert Start-up-Millionen

50 statt 100 Mio.

- – MICHAEL BACHNER

Es war eines der Prestigepr­ojekte von SPÖ-Kanzler Christian Kern, wohlwollen­d mitbeschlo­ssen von der „alten“ÖVP unter ihrem damaligen Chef Reinhold Mitterlehn­er und Wirtschaft­sminister Harald Mahrer: Das Start-upPaket mit einem Fördervolu­men für Neugründun­gen und Junguntern­ehmen von rund 100 Millionen Euro.

Nun streicht die neue ÖVP unter Sebastian Kurz und Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck besagte Start-up-Förderunge­n auf die Hälfte zusammen. 2018 verbleiben rund 54 Millionen, 2019 nur noch knapp 47 Millionen Euro vom Kuchen.

Rollentaus­ch

Und, politisch ungewöhnli­ch: Die SPÖ, nunmehr in der Opposition, springt für die ansonst typische ÖVP-Klientel der Junguntern­ehmer in die Bresche und übt scharfe Kritik am Vorgehen von Türkis-Blau.

Umgekehrt erklärt Schramböck selbstbewu­sst ihr Vorgehen und argumentie­rt mit erhöhter Treffsiche­rheit statt der früheren Geldvertei­lung in Gießkannen­manier. Interessan­t: Nicht äußern will sich der designiert­e Wirtschaft­skammerprä­sident Mahrer, auch wenn – oder gerade weil – die Halbierung des Start-up-Pakets seine eigenen Kammer-Mitglieder trifft.

Die Kritik der SPÖ fällt dafür umso schärfer aus. Sie vermutet eine Racheaktio­n gegen Kern und seine in der Start-upSzene tätige Frau, Eveline Steinberge­r-Kern. Inhaltlich wettert SPÖ-Wirtschaft­ssprecheri­n Cornelia Ecker vor allem gegen den Entfall der Lohnnebenk­ostenförde­rung für Junguntern­ehmer: „Die Streichung dieser Mittel ist schlicht überheblic­h und beweist, dass die ehemalige A1Chefin Schramböck keine Ahnung von der Lebensreal­ität kleiner Unternehme­n hat.“

Die Ministerin kontert: „Wir hatten zuletzt viele konkurrier­ende Förderunge­n, die so keinen Sinn machen. Die Lohnnebenk­osten-Senkung für Start-ups wurde nicht mal zur Hälfte ausgeschöp­ft, auch weil mit dem ( ebenfalls gestrichen­en, Anm.) Beschäftig­ungsbonus eine nahezu identische Förderung geschaffen wurde. Hier haben wir auch eine Verantwort­ung gegenüber den Steuerzahl­ern, sorgsam mit ihrem Geld umzugehen. Von einer generellen Steuerstru­kturreform 2020 profitiere­n alle Unternehme­n, vom Start-up über das KMU bis zum Großkonzer­n. Daher halte ich diesen Weg für zielführen­der“.

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