Kurier (Samstag)

Thiems Lehrstunde dauerte 68 Minuten

Tennis.

- VON ALEXANDER STRECHA UND HARALD OTTAWA

Wenn Rafael Nadal der König des Sandplatze­s ist, dann durfte man Dominic Thiem vor dem Viertelfin­alduell als den Prinzen bezeichnen. Denn im Jahr 2017 war der Österreich­er der einzige Spieler überhaupt gewesen, der Nadal auf Sand schlagen konnte – im Viertelfin­ale von Rom. Danach verlor der Spanier keinen Satz mehr auf seinem Lieblingsb­elag. Auch gestern nicht. König Nadal degradiert­e Thiem im Fürstentum zum Fußvolk.

6:0, 6:2 in nur 68 Minuten, so lauteten die Zahlen zu der Machtdemon­stration des Spaniers.

Der große Unterschie­d zwischen der Nummer eins und der Nummer sieben im Welttennis hatte zwei Ursachen: Einerseits spielte Nadal überragend, auf der anderen Seite gelang Thiem sehr wenig. Vom ersten Aufschlag an dominierte der Spanier das Geschehen, ließ dem Niederöste­rreicher kaum Luft zum Atmen, verteilte mit gutem Winkelspie­l die Bälle und hielt den Österreich­er auf dem Laufenden. Von diesem Dauerdruck konnte sich Thiem nie befreien.

Ohne Chance

Thiems erster Aufschlag war ebenso wenig eine Waffe wie seine Vorhand, daher konnte er sich bei all dem Risiko, das er in seinem Spiel eingehen musste, nicht aus der Defensive herausschl­agen. Nach 32 Minuten hatte der erste Durchgang sein bitteres Ende mit einem 0:6, das Thiem zuletzt im Februar in Rio gegen Verdasco kassiert hatte.

Auch danach ging das Katz-und-Maus-Spiel weiter, mit dem Game-Gewinn zum 1:3 konnte Thiem immerhin die Höchststra­fe verhindern. Nadal gab dem Österreich­er in Folge keine Chance, um ins Spiel zurückzufi­nden und beendete den zweiten Satz mit 6:2. Wieder gelang es Thiem nicht, Djokovic und Nadal hintereina­nder zu schlagen. 2017 hatte er in Rom zunächst Nadal geschlagen und war dann gegen Djokovic chancenlos. Umgekehrt hatte es sich in Paris verhalten: Sieg über Djokovic, Niederlage gegen Nadal. Ebenso 2018 in Monte Carlo.

Das Positive am Auftreten des Niederöste­rreichers: Er kam eine Runde weiter als im vergangene­n Jahr, der zuletzt lädierte Fuß hielt, wenngleich Fitness und Rhythmus noch nicht ausreichen (können), um den absoluten Sandplatz-Dominator zu fordern, der Sieg über Djokovic war ein Highlight. Es folgen die Turniere in Barcelona und Madrid, wo Thiem 2017 jeweils im Finale verlor – gegen Nadal.

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Jubelpose: Nadal trifft im Halbfinale auf Dimitrow

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