Neue Facette bei Mord in Jägerstraße: Geschworener könnte befangen sein
Wien.
Am kommenden Dienstag hätte im Wiener Landesgericht das Urteil fallen sollen: Nach dem tödlichen Schuss in der Jägerstraße in Wien-Brigittenau am Ostersonntag 2017 muss sich der Verdächtige Shkelzen D. bereits zum zweiten Mal einem Prozess stellen – das Urteil im ersten (Freispruch) wurde aufgehoben. Doch ob es am Dienstag eine Entscheidung gibt, ist offen. Denn, wie nun bekannt wurde, könnte ein Geschworener befangen sein – er berichtete als Journalist über die Bluttat. Außerdem wollen die Anwälte des Angeklagten eine forensische Blutspurenmuster-Analyse beantragen.
Der Journalist soll einen „guten Draht zur Polizei“haben, meinen die Verteidiger Werner Tomanek und Philipp Wolm. Schon wenige Stunden nach der Tat habe er über Details berichtet, die über die offizielle Presseaussendung hinausgingen. Die Anwälte brachten einen Befangenheitsantrag ein. Der Mann sei voreingenommen. Sollten die Richter dem statt- geben, wird der Journalist durch einen Ersatz-Geschworenen ersetzt.
Klären wollen die Verteidiger auch den genauen Tathergang. Denn Zeugenaussagen und SachverständigenGutachten widersprechen einander.
Ungereimtheiten
Zeugen schilderten unabhängig voneinander, dass erst der Schuss fiel und Opfer Igor Z. erst dann zu Boden gegangen sei. Doch der extrem schräge Schusskanal spricht für eine andere Version. Demnach müsste das Opfer bereits am Boden gelegen sein, ehe der Schuss fiel. Eine andere theoretische Möglichkeit wäre, dass der Schuss von weiter oben – etwa aus einer Wohnung im unmittelbaren Umfeld abgege- ben worden ist. Die Blutspurenmuster-Analyse soll diese Ungereimtheiten klären. Darunter auch, wie groß die Entfernung der beiden Männer war, als der Schuss fiel.
Wie berichtet, starb Kampfsportler Igor Z. noch am Tatort. Die Kugel war durch den Oberarm in seinen Kopf eingedrungen. Das Motiv soll ein Streit um eine Frau gewesen sein – eine Kellnerin. Der Kosovare Shkelzen D. hatte ein Verhältnis mit der Frau und verdächtigte Igor Z. als Nebenbuhler. Bei einer geplanten Aussprache kam es zum Streit.
Unmittelbar nach der Tat wurde der Verdächtige von einem Bekannten zur Polizei geführt. Dort stellte er sich mit den Worten: „Ich habe gerade den Scheiß gemacht auf der Jägerstraße“, den Beamten.