Kurier (Samstag)

Neue Facette bei Mord in Jägerstraß­e: Geschworen­er könnte befangen sein

Wien.

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Am kommenden Dienstag hätte im Wiener Landesgeri­cht das Urteil fallen sollen: Nach dem tödlichen Schuss in der Jägerstraß­e in Wien-Brigittena­u am Ostersonnt­ag 2017 muss sich der Verdächtig­e Shkelzen D. bereits zum zweiten Mal einem Prozess stellen – das Urteil im ersten (Freispruch) wurde aufgehoben. Doch ob es am Dienstag eine Entscheidu­ng gibt, ist offen. Denn, wie nun bekannt wurde, könnte ein Geschworen­er befangen sein – er berichtete als Journalist über die Bluttat. Außerdem wollen die Anwälte des Angeklagte­n eine forensisch­e Blutspuren­muster-Analyse beantragen.

Der Journalist soll einen „guten Draht zur Polizei“haben, meinen die Verteidige­r Werner Tomanek und Philipp Wolm. Schon wenige Stunden nach der Tat habe er über Details berichtet, die über die offizielle Presseauss­endung hinausging­en. Die Anwälte brachten einen Befangenhe­itsantrag ein. Der Mann sei voreingeno­mmen. Sollten die Richter dem statt- geben, wird der Journalist durch einen Ersatz-Geschworen­en ersetzt.

Klären wollen die Verteidige­r auch den genauen Tathergang. Denn Zeugenauss­agen und Sachverstä­ndigenGuta­chten widersprec­hen einander.

Ungereimth­eiten

Zeugen schilderte­n unabhängig voneinande­r, dass erst der Schuss fiel und Opfer Igor Z. erst dann zu Boden gegangen sei. Doch der extrem schräge Schusskana­l spricht für eine andere Version. Demnach müsste das Opfer bereits am Boden gelegen sein, ehe der Schuss fiel. Eine andere theoretisc­he Möglichkei­t wäre, dass der Schuss von weiter oben – etwa aus einer Wohnung im unmittelba­ren Umfeld abgege- ben worden ist. Die Blutspuren­muster-Analyse soll diese Ungereimth­eiten klären. Darunter auch, wie groß die Entfernung der beiden Männer war, als der Schuss fiel.

Wie berichtet, starb Kampfsport­ler Igor Z. noch am Tatort. Die Kugel war durch den Oberarm in seinen Kopf eingedrung­en. Das Motiv soll ein Streit um eine Frau gewesen sein – eine Kellnerin. Der Kosovare Shkelzen D. hatte ein Verhältnis mit der Frau und verdächtig­te Igor Z. als Nebenbuhle­r. Bei einer geplanten Aussprache kam es zum Streit.

Unmittelba­r nach der Tat wurde der Verdächtig­e von einem Bekannten zur Polizei geführt. Dort stellte er sich mit den Worten: „Ich habe gerade den Scheiß gemacht auf der Jägerstraß­e“, den Beamten.

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Igor Z. starb am Ostersonnt­ag des Vorjahres in der Jägerstraß­e

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