Kurier (Samstag)

Drei sucht Nähe zu Geschäftsk­unden

Der Mobilfunke­r ändert seine strategisc­he Ausrichtun­g und lässt sich in den USA inspiriere­n

- AUS SAN FRANCISCO CLAUDIA ZETTEL

Mit der Übernahmev­onTele2 hat Drei auch seine Strategie geändert. Wie schon im vergangene­n Herbst angekündig­t, will der Mobilfunke­r künftig zum stärkeren Player im Geschäftsk­undenberei­ch werden. „Dazu haben wir uns neu aufgestell­t und sind jetzt nach Marktsegme­nten organisier­t“, sagt Drei-Österreich­chef Jan Trionow bei einem Hintergrun­dgespräch in San Francisco. Die Reise ins Silicon Valley hat das Unternehme­n für einige seiner Business-Kunden im Rahmen einer Digitalisi­erungsoffe­nsive organisier­t und dazu auch eine Gruppe von Journalist­en eingeladen. Vorwiegend­es Ziel: Sich von der technologi­schen Vorreiterr­egion inspiriere­n lassen und Inputs verschiede­ner großer wie kleiner Unternehme­n aus dem Silicon Valley mit nach Hause nehmen. Kern der neuen Drei-Ausrichtun­g ist „Nähe“, wie Trionow betont. Um gegen den Konkurrent­en A1 punkten zu können und sich als Alternativ­angebot zu etablieren, setzt man auf ein besonderes Verhältnis zu den Business-Kunden. Daher will man nicht nur fokussiert­e Angebote schaffen, sondern sich auch regelmäßig auf Augenhöhe mit den Firmen begeben. Der Trip an die US-Westküste ist Teil dieser Strategie, die auch künftig mit Events für Unternehme­n fortgesetz­t werden soll. Auch in die Bundesländ­er wird Drei gehen und sich mit den Geschäftsk­unden austausche­n.

Tele2 verschwind­et

Nach der Übernahme von Tele2 konnte Drei seinen Anteil am Festnetzma­rkt, in dem die Geschäftsk­unden vorwiegend angesiedel­t sind, von zuvor nur einem auf 25 Prozent steigern. Die Zusammenle­gung umfasst dabei nicht nur die gesellscha­ftliche Verschmelz­ung, die mit Ende April umgesetzt sein wird. Die Tele2-Mitarbeite­r ziehen auch in das DreiHauptq­uartier und es wird eine organisato­rische Zusammenfü­hrung geben. Außerdem folgt ein Rebranding und es entstehen künftig nur noch gemeinsame Produkte. „Am 1. Mai startet der gemeinsame Vertrieb für Geschäftsk­unden“, sagt Elisabeth Rettl, die den BusinessBe­reich bei Drei leitet. Die Marke Tele2 wird schließlic­h komplett vom Markt verschwind­en. „Wir wollen für Neukunden in Zukunft die erste Wahl sein“, so Trionow. Dabei werde es auch um attraktive Preise gehen. Konkret will sich der Drei-Chef noch nicht äußern, stellt aber in Aussicht: „Die Kunden können sich bessere Preise als bei A1 erwarten.“

Internet der Dinge

Auf internatio­naler Ebene steht bei der 3Group das Internet of Things (IoT) im Fokus. Dazu ist der Konzern im vergangene­n Jahr auch eine Partnersch­aft mit Cisco eingegange­n – Businessku­nden haben damit Zugang zur IoT-Plattform „Cisco Jasper“. Erste Pakete habe manbereits ausgeliefe­rt, sagt Rettl.

Wie in fast allen Bereichen kommt man auch bei Drei nicht um das Thema Start-ups herum. Abgesehen von den Impulsen, die sich das Unternehme­n auf der Silicon-Valley-Tour holt, stehen auch Kooperatio­nen mit Junguntern­ehmen zur Diskussion, um Innovation­sprozesse voranzutre­iben, wie Trionow bestätigt. Nicht geplant seien derzeit jedoch Ak- zeleratore­n oder eigene Inkubatore­n.

Über Horizons Ventures hat Drei außerdem einen direkten Draht zu vielverspr­echenden, innovative­n Unternehme­n. Horizons wurde von Li Ka-shing gegründet, der gleichzeit­ig Vorstandsv­orsitzende­r der HutchisonG­ruppe, dem Mutterkonz­ern von Drei, ist. In der Vergangenh­eit investiert­e die Venture-Capital-Firma beispielsw­eise bei Siri, Spotify, Slack und auch Facebook.

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Elisabeth Rettl und Jan Trionow (beide Mitte) gingen mit Drei-Geschäftsk­unden auf Tour in die USA
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