Für den Film über diese „Löwengrube“ist alles bereit
Mein Lebenslauf. Der 70. Geburtstag liegt Wochen zurück, jetzt ist es ruhiger, so mag er’s , jetzt kann man auch im Stillen seine Autobiografie studieren, die bloß „Mein Lebenslauf“heißt – da setzte sich Felix Mitterer gegen seinen Verleger durch, der den Titel gewiss etwas moderner gehabt hätte.
Verschenkt
Beruhigend, dass man ein Großer sein kann und immer bescheiden war. Ein großer Theaterautor (von „Kein Platz für Idioten“bis „Jägerstätter“); einer, der mit der „Pief ke-Saga“TV-Geschichte schrieb; einer, der jetzt als Erzähler – ernst und heiter – nicht „draufdrückt“, sondern einfach vom Besonderen schreibt: ein Tiroler Bauernbub, als Kind an eine andere Frau verschenkt.
Ehrlich klingt das. Freundlich, aber ehrlich. Über seine Ehe mit Künstlerin Chryseldis und ihren Tod hätte er lieber geschwiegen. Hat er nicht. Wenn schon Lebenslauf, dann ...
Noch im Mai und Juni wird in der Josefstadt „In der Löwengrube“gespielt. Das Stück über die Nazis im Theaterleben, das unter Otto Schenks Direktion verhindert wurde. Mitterer hat das Drehbuch für die Verfilmung. Niemand traut sich.
„Mein Lebenslauf“Mit 99 Fotos. Haymon Verlag. 528 Seiten. 29,90 Euro. Vor dem Sturm. Es ist schon das fünfte Buch mit vergessenen, verschollen geglaubten Essays von Stefan Zweigs. Nicht alles interessiert, aber man hörte Zweigs Ruf: „Wir müssen eine Jugend lehren, den Hass zu hassen!“Das war stark. Jedenfalls hat sich die Edition Roesner aus Krems Verdienste erworben.
Jetzt „Vor dem Sturm“, Texte, in denen Zweig erklärt, wie es zum Ersten Weltkrieg gekommen ist. Geschrieben 1915.
Kaisers Literat
Man muss kein Wissenschaftler sein, um zu merken, dass einiges naiv ist und nicht stimmt. Österreich hat alles getan, um den Krieg zu verhindern? Aber geh ...
Das Nachwort eines Historikers wäre notwendig gewesen; und Information über Stefan Zweigs langsamen Wechsel vom Kriegshurra zum Pazifismus wären kein Fehler gewesen.
Er saß im Kriegsarchiv in der Stiftkaserne, wo Lügen für Gott und Kaiser geschrieben wurden, auch von Rilke, Polgar, Musil ... Spätestens Elisabeth Buxbaums Arbeit „Des Kaisers Literaten“machte es bekannt. Zweig war nicht, er WURDE„großer Europäer“. Das will man wissen, „Vor dem Sturm“.
„Vor dem Sturm“Herausgegeben von Klaus Gräbner. Edition Roesner. 144 Seiten. 22,90 Euro.