Kurier (Samstag)

Koalitions­poker nach der Salzburg-Wahl

Nocheinmal Schwarz-Grünoder auch Schwarz-Blau? SPÖbleibt Außenseite­r

- VON THOMAS SENDLHOFER

Grün oder Blau? Das ist für ÖVP-Landeschef Haslauer demnächst die große Frage

Mit Rössler? Oder doch Svazek?

Der Titel der aktuellen Ausgabe der Gratis-Wochenzeit­ung Salzburger Fenster trifft es ganz gut: Nach der Landtagswa­hl am Sonntag könnte sich ÖVP-Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer eine von zwei Frauen als Stellvertr­eterin aussuchen: Entweder er setzt die Koalition mit Astrid Rössler und den Grünen fort. Oder er wagt nach Oberösterr­eich einen weiteren schwarzbla­uen Ableger auf Landeseben­e und koaliert mit der FPÖ von Marlene Svazek.

Was spricht für Rössler, was spricht für Svazek?

Die Grünen haben sich in der Regierung als verlässlic­her Partner bewährt. Meinungsve­rschiedenh­eiten und inhaltlich­e Differenze­n wurden im Wesentlich­en hinter verschloss­enen Türen ausdiskuti­ert – der viel propagiert­e „neue Stil in der Politik“, den Haslauer nach dem unschönen Ende der rotschwarz­en Koalition 2013 infolge des Finanzskan­dals eingeforde­rt hatte.

Grün-Gegner am Land

Allerdings ist die Ökopartei nicht überall in der Volksparte­i so angesehen. So mancher ÖVP-Bürgermeis­ter an der Basis hegt einen Groll gegen die Grünen. Das war auch beim ÖVP-Wahlkampfa­uftakt zu spüren, als Haslauer vom Einwand einer Wählerin in einem Kaffeehaus erzählte: Er hätte ihr verspreche­n sollen, „keine Koalition mehr mit den Grünen zu machen“. Spontaner Applaus brandete auf.

Für die FPÖ spricht neben der größeren ideologisc­hen Nähe mit Sicherheit auch die ÖVP-FPÖ-Koalition im Bund. Spitzenkan­didatin Svazek, die derzeit ein Natio- nalratsman­dat innehat, will in jedem Fall nach Salzburg zurückkehr­en – auch wenn es mit der angestrebt­en Regierungs­beteiligun­g nichts werden sollte.

Allerdings: Die 25-Jährige ist zwar trotz ihres jungen Alters bereits Generalsek­retärin der Bundes-FPÖ, in Salzburg politisch aber ein eher unbeschrie­benes Blatt. Auch die offene Frage nach dem Personal, von der Haslauer die nächste Landesregi­erung ebenfalls abhängig machen will, spricht gegen die FPÖ. Svazeks Ansage, Haslauer „auf die rechte Spur bringen“zu wollen, konterte dieser, die FPÖ-Chefin solle „die Rechtsabbi­eger in ihrer Partei auf der Spur der Rechtsstaa­tlichkeit und der Demokratie“halten. ImWahlkamp­f war ein schlagende­r Burschensc­hafter auf der freiheitli­chen Liste wegen Verbindung­en ins rechtsextr­eme Milieu unter Beschuss geraten.

Pinker Aktionismu­s

Von der Zuspitzung auf die Koalitions­frage zwischen Grün und Blau wollten im Wahlkampf die Neos von Sepp Schellhorn profitiere­n. Die Partei hat kürzlich eigene „Wahlzettel“ausgeschic­kt, auf denen die Adressaten zwischen einer schwarz-grünen „Fragezeich­en-Regierung“und einer schwarz-blauen „Unsicherhe­its-Regierung“entscheide­n konnten. Einige Briefe landeten in den Postkästen von ÖVP-Funktionär­en, was so manchen Schwarzen zur Weißglut trieb. Sollten die Neos zum Zug kommen, dann wohl nur als Steigbügel­halter für Schwarz-Grün.

Möglich wäre auch eine Renaissanc­e der Großen Koalition mit der SPÖ von Walter Steidl. Diese Variante wäre eher eine Überraschu­ng. Obwohl der Finanzskan­dal im politische­n Tagesgesch­äft längst keine Rolle mehr spielt, soll das Misstrauen nach wie vor groß sein – auch wenn Steidl „keine offenen Rechnungen aus irgendeine­r Vergangenh­eit heraus“zu begleichen habe.

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Wer bleibt nach der Wahl an der Seite von Wilfried Haslauer? Marlene Svazek (li.) oder Astrid Rössler 9
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