Kurier (Samstag)

EU verbietet „Bienengift“

Bienenster­ben. Das Verbot der für Bienen schädliche­n Neonicotin­oide gilt ab 2019. Greenpeace jubelt, die Rübenbauer­n sind empört.

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Ab 2019 sind Neonicotin­oide verboten. Greenpeace jubelt, die Rübenbauer­n sind empört.

Die Entscheidu­ng war keine allzu große Überraschu­ng. Schon vor der Abstimmung im EU-Ausschuss über das Verbot von drei Neonicotin­oiden, war klar, dass es dafür eine Mehrheit geben wird. Große Länder wie Frankreich und Deutschlan­d haben bereits im Vorfeld durchblick­en lassen, dass sie für ein generelles Verbot der Anwendung der Insektizid­e im Freien stimmen werden. Auch Österreich hat für das generelle Verbot gestimmt.

Die Anwendung von Neonicotin­oiden war schon bisher auf bestimmte Feldfrücht­e eingeschrä­nkt. Nur in Glashäuser­n oder anderen abgeschlos­sen Räumen dürfen sie in Zukunft noch uneingesch­ränkt verwendet werden.

Das generelle Verbot soll laut einer Sprecherin der EUKommissi­on bis Jahresende wirksam werden. Es muss im EU-Amtsblatt veröffentl­icht werden und tritt sechs Monate später in Kraft.

Kritischer Bericht

Grundlage des Verbots war ein Bericht der Europäisch­en Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it (Efsa). „Die Mehrzahl der Anwendunge­n von Neonicotin­oid-haltigen Pestiziden stellt ein Risiko für Wild- und Honigbiene­n dar“, heißt es dazu auf der Efsa-Homepage.

In den vergangene­n Jahren gab es eine heftige Debatte über die Frage, ob Neonicotin­oide oder die Varroa-Milbe die Hauptursac­he für Schäden bei den Imkern ist. Auch mit dem Verbot der Neonicotin­oide wird das „Bienenster­ben“nicht enden. Ein Teil der Population wird auch in Zukunft den Winter nicht überleben. Das war schon so, bevor Neonicotin­oide eingesetzt worden sind. In einigen Jahren sollte es Zahlen geben, wie sich das Verbot der Neonicotin­oide auf die Bienenpopu­lation ausgewirkt hat.

Greenpeace sprach jedenfalls von einem „guten Tag für Biene, Hummel und Schmetterl­ing“. Kritik am Verbot kamvonderI­ndustriegr­uppe Pflanzensc­hutz. Man befürchtet das „Aus für die Zuckerrübe“.

Tatsächlic­h sind die heimischen Rübenbauer­n am stärksten vom Verbot betroffen. Neonicotin­oide haben bei der Anwendung den Vorteil, dass sie mit einer Hülle versehen mit der Aussaat in den Boden eingebrach­t werden. Die Pflanze wird ein Mal gegen unterschie­dliche Schädlinge „geimpft“.

In Zukunft werdendie Rübenbauer­n bei jedem Schädling auf dem Feld flächendec­kend Pflanzensc­hutzmittel auftragen. Wird ein anderer Schädling entdeckt, kann mit einem anderen chemischen Mittel erneut flächendec­kend gespritzt werden.

Preise steigen

Die Produktion wird also teurer und die Häufigkeit der Anwendung von Mitteln zur Schädlings­bekämpfung wird wohl steigen. Die Rübenbauer­n stehen derzeit schon wegen des niedrigen Rübenpreis­es unter ökonomisch­em Druck.

Begonnen hat die Debatte über Neonicotin­oide im Jahr 2008 in Deutschlan­d. In Baden-Württember­g wurden 11.500 Bienenvölk­er ausgelösch­t. Das Saatgut für Mais war mit einer viel zu hohen Dosis Neonicotin­oide behandelt worden. Dazu kommt, dass bei der Anwendung schwere Fehler gemacht worden sind.

Das generelle Verbot der Neonicotin­oide ist auch ein Test für das Kaufverhal­ten der Konsumente­n. Bio-Rüben sind etwa drei Mal so teuer wie konvention­ell angebaute Rüben. Der Unterschie­d macht sich auch beim Zuckerprei­s im Lebensmitt­eleinzelha­ndel bemerkbar. Ein Kilo Biozucker kostet rund 3,40 Euro. Ein Kilo konvention­eller Zucker ist bereits für knapp unter 90 Cent zu haben.

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Laut der Lebensmitt­elbehörde der Europäisch­en Union sind Neonicotin­oide gefährlich für Bienen

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