EU verbietet „Bienengift“
Bienensterben. Das Verbot der für Bienen schädlichen Neonicotinoide gilt ab 2019. Greenpeace jubelt, die Rübenbauern sind empört.
Ab 2019 sind Neonicotinoide verboten. Greenpeace jubelt, die Rübenbauern sind empört.
Die Entscheidung war keine allzu große Überraschung. Schon vor der Abstimmung im EU-Ausschuss über das Verbot von drei Neonicotinoiden, war klar, dass es dafür eine Mehrheit geben wird. Große Länder wie Frankreich und Deutschland haben bereits im Vorfeld durchblicken lassen, dass sie für ein generelles Verbot der Anwendung der Insektizide im Freien stimmen werden. Auch Österreich hat für das generelle Verbot gestimmt.
Die Anwendung von Neonicotinoiden war schon bisher auf bestimmte Feldfrüchte eingeschränkt. Nur in Glashäusern oder anderen abgeschlossen Räumen dürfen sie in Zukunft noch uneingeschränkt verwendet werden.
Das generelle Verbot soll laut einer Sprecherin der EUKommission bis Jahresende wirksam werden. Es muss im EU-Amtsblatt veröffentlicht werden und tritt sechs Monate später in Kraft.
Kritischer Bericht
Grundlage des Verbots war ein Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa). „Die Mehrzahl der Anwendungen von Neonicotinoid-haltigen Pestiziden stellt ein Risiko für Wild- und Honigbienen dar“, heißt es dazu auf der Efsa-Homepage.
In den vergangenen Jahren gab es eine heftige Debatte über die Frage, ob Neonicotinoide oder die Varroa-Milbe die Hauptursache für Schäden bei den Imkern ist. Auch mit dem Verbot der Neonicotinoide wird das „Bienensterben“nicht enden. Ein Teil der Population wird auch in Zukunft den Winter nicht überleben. Das war schon so, bevor Neonicotinoide eingesetzt worden sind. In einigen Jahren sollte es Zahlen geben, wie sich das Verbot der Neonicotinoide auf die Bienenpopulation ausgewirkt hat.
Greenpeace sprach jedenfalls von einem „guten Tag für Biene, Hummel und Schmetterling“. Kritik am Verbot kamvonderIndustriegruppe Pflanzenschutz. Man befürchtet das „Aus für die Zuckerrübe“.
Tatsächlich sind die heimischen Rübenbauern am stärksten vom Verbot betroffen. Neonicotinoide haben bei der Anwendung den Vorteil, dass sie mit einer Hülle versehen mit der Aussaat in den Boden eingebracht werden. Die Pflanze wird ein Mal gegen unterschiedliche Schädlinge „geimpft“.
In Zukunft werdendie Rübenbauern bei jedem Schädling auf dem Feld flächendeckend Pflanzenschutzmittel auftragen. Wird ein anderer Schädling entdeckt, kann mit einem anderen chemischen Mittel erneut flächendeckend gespritzt werden.
Preise steigen
Die Produktion wird also teurer und die Häufigkeit der Anwendung von Mitteln zur Schädlingsbekämpfung wird wohl steigen. Die Rübenbauern stehen derzeit schon wegen des niedrigen Rübenpreises unter ökonomischem Druck.
Begonnen hat die Debatte über Neonicotinoide im Jahr 2008 in Deutschland. In Baden-Württemberg wurden 11.500 Bienenvölker ausgelöscht. Das Saatgut für Mais war mit einer viel zu hohen Dosis Neonicotinoide behandelt worden. Dazu kommt, dass bei der Anwendung schwere Fehler gemacht worden sind.
Das generelle Verbot der Neonicotinoide ist auch ein Test für das Kaufverhalten der Konsumenten. Bio-Rüben sind etwa drei Mal so teuer wie konventionell angebaute Rüben. Der Unterschied macht sich auch beim Zuckerpreis im Lebensmitteleinzelhandel bemerkbar. Ein Kilo Biozucker kostet rund 3,40 Euro. Ein Kilo konventioneller Zucker ist bereits für knapp unter 90 Cent zu haben.