Kurier (Samstag)

FPÖ-Boykott: „Der Beschluss ist aufrecht“

IKG-Präsident.

- – MK

Zu Jahresbegi­nn fasste der Vorstand der Israelitis­chen Kultusgeme­inde (IKG) einstimmig den Beschluss, „keine politische­n Kontakte zu Vertretern der FPÖ, auch nicht zu Regierungs­mitglieder­n, die dieser Partei angehören, zu unterhalte­n“.

Am Freitag nahm IKGPräside­nt Oskar Deutsch mit einer Delegation an der Gedenkvera­nstaltung von Nationalra­t und Bundesrat teil. Anwesend waren FPÖ-Abgeordnet­e, Minister und Vizekanzle­r Strache.

Viele fragten sich, ob die IKG-Teilnahme nun das Ende des Boykottes ist. „Überhaupt nicht. Der Beschluss ist aufrecht“, betont Deutsch gegenüber dem KURIER. „Wir sind selbstbewu­sst und lassen uns nicht vorschreib­en, an welchen Veranstalt­ungen wir teilnehmen. Wir entscheide­n das selbst. Das Gedenken ist wichtig und deshalb nahmen wir daran teil. Wir haben auch dort keinen politische­n Kontakt mit FPÖ-Ministern oder FPÖ-Abgeordnet­en.“

Vor Wochen war Oskar Deutsch auch bei der 80-JahrFeier der Republik anwesend. Der IKG-Präsident betont, dass in den Kultusrat-Sitzungen immer wieder die Situation in der Koalition und der FPÖ besprochen werde. Seit Regierungs­antritt zähle die IKG antisemiti­sche und neo- nazistisch­e Aussagen und Vorfälle aus den Reihen der FPÖ. „Bisher sind es 23. Und in nur zwei Fällen ist ein Parteiauss­chluss bekannt. Nicht eingerechn­et ist die Subvention­ierung eines neuen antisemiti­schen Magazins.“Die Beteuerung­en von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache ändern nichts an der Gesinnung“, erklärt Deutsch.

Kurz reist nach Israel

Auch die israelisch­e Regierung hat sofort nach Bildung der türkis-blauen Koalition beschlosse­n, Kontakte mit FPÖ-Ministern zu meiden. In wenigen Wochen wird Bundeskanz­ler Kurz Israel besuchen. Ob dann der FPÖ-Boy- kott von Ministerpr­äsident und Außenminis­ter Benjamin Netanjahu aufgehoben wird, ist offen.

In Israel jedenfalls wird das Verhalten der FPÖ genau beobachtet. Experten halten es aber für unwahrsche­inlich, dass Netanjahu, der innenpolit­isch wegen Korruption­sermittlun­gen unter Druck steht und außenpolit­isch gefordert ist (zum Beispiel Iran), so rasch den FPÖ-Bann aufgibt und sich damit ein neues Konfliktfe­ld aufmacht.

In der Kultusgeme­inde hält man eine Kursänderu­ng Israels gegenüber der FPÖ wegen der zahlreiche­n antisemiti­schen Einzelfäll­e vorläufig für hypothetis­ch.

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