„Der Stiftungsrat feuert keine Journalisten“
Norbert Steger. Auch in der ÖVP regt sich Widerstand gegen den paktierten FPÖ-Vorsitzenden
Im ORF werden erste Bruchlinien zwischen Schwarz und Türkis, also Vertretern der Länder und der Regierungsfraktion sichtbar: Einzelne schwarze Stiftungsräte wol- len nicht ohne Rückversicherung der paktierten Bestellung des FPÖ-Vertreters Norbert Steger zum Vorsitzenden des obersten ORF- Gremiums zustimmen.
Entgegen der Usancen weht Steger ein recht deutlicher (innerkoalitionärer) Gegenwind entgegen. Am Freitag bekam der Blaue Post von sechs Stiftungsratskollegen (darunter drei schwar- zen): Die Räte aus Wien, dem Burgenland, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Kärnten wollen genau wissen, wie Steger es mit dem ORF hält, nachdem er sich in diversen Interviews kontrovers über die Journalisten des Hauses („Linker Endkampf“, Korrespondenten „streichen“) geäußert hatte.
„Es war bisher gute Tradition, dass sich die letzten Vor- sitzenden medial zurückgehalten und wenn, nur sachlich und neutral im Sinne des ORF öffentlich geäußert haben“, heißt es in dem Brief. Steger wird gefragt: „Können wir verlässlich davon ausgehen, dass Sie sich medial so wie Ihre Vorgänger mit öffentlichkeitswirksamen Aussagen zurückhalten, die den unabhängigen ORF und dessen Stiftungsrat in ein parteipolitisches Licht rücken könnten?“.
Misstrauensantrag?
Der zum ÖVP-Freundeskreis zählende Stiftungsrat aus Vorarlberg, Alfred Geismayr, hoffte auf eine „nachvollziehbare Beantwortung“der Fragen. Als Misstrauensantrag wolle er das Schreiben aber nicht verstanden wissen, sagte er zum KURIER.
Konkreter wird Norbert Kettner, der vom roten Wien entsandt wurde: „Der Stiftungsrat feuert keine Journalisten“, sagte er. Gemünzt war das auf Stegers Sager zur Streichung von missliebigen Korrespondenten.
Am Donnerstag konstituiert sich der Stiftungsrat.