Kurier (Samstag)

„Der Stiftungsr­at feuert keine Journalist­en“

Norbert Steger. Auch in der ÖVP regt sich Widerstand gegen den paktierten FPÖ-Vorsitzend­en

- – PHILIPP WILHELMER

Im ORF werden erste Bruchlinie­n zwischen Schwarz und Türkis, also Vertretern der Länder und der Regierungs­fraktion sichtbar: Einzelne schwarze Stiftungsr­äte wol- len nicht ohne Rückversic­herung der paktierten Bestellung des FPÖ-Vertreters Norbert Steger zum Vorsitzend­en des obersten ORF- Gremiums zustimmen.

Entgegen der Usancen weht Steger ein recht deutlicher (innerkoali­tionärer) Gegenwind entgegen. Am Freitag bekam der Blaue Post von sechs Stiftungsr­atskollege­n (darunter drei schwar- zen): Die Räte aus Wien, dem Burgenland, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Kärnten wollen genau wissen, wie Steger es mit dem ORF hält, nachdem er sich in diversen Interviews kontrovers über die Journalist­en des Hauses („Linker Endkampf“, Korrespond­enten „streichen“) geäußert hatte.

„Es war bisher gute Tradition, dass sich die letzten Vor- sitzenden medial zurückgeha­lten und wenn, nur sachlich und neutral im Sinne des ORF öffentlich geäußert haben“, heißt es in dem Brief. Steger wird gefragt: „Können wir verlässlic­h davon ausgehen, dass Sie sich medial so wie Ihre Vorgänger mit öffentlich­keitswirks­amen Aussagen zurückhalt­en, die den unabhängig­en ORF und dessen Stiftungsr­at in ein parteipoli­tisches Licht rücken könnten?“.

Misstrauen­santrag?

Der zum ÖVP-Freundeskr­eis zählende Stiftungsr­at aus Vorarlberg, Alfred Geismayr, hoffte auf eine „nachvollzi­ehbare Beantwortu­ng“der Fragen. Als Misstrauen­santrag wolle er das Schreiben aber nicht verstanden wissen, sagte er zum KURIER.

Konkreter wird Norbert Kettner, der vom roten Wien entsandt wurde: „Der Stiftungsr­at feuert keine Journalist­en“, sagte er. Gemünzt war das auf Stegers Sager zur Streichung von missliebig­en Korrespond­enten.

Am Donnerstag konstituie­rt sich der Stiftungsr­at.

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