„Großvater der Nation“mit 92 wieder Premier
Kuala Lumpur. Nach 15 Jahren Ruhestand kehrt Mohamad Mahathir in die Politik zurück. Der Mann, der von 1981 bis 2003 weitgehend autoritär regierender Premier gewesen war, wurde nun, mit 92 Jahren, neuerlich als Malaysias Ministerpräsident vereidigt – diesmal allerdings als Spitzenmann der bei den Wahlen siegreichen Opposition. Damit ist er der älteste amtierende Regierungschef der Welt und um ein halbes Jahr älter als die britische Monarchin Elizabeth II.
„Ich wollte nicht in die Politik zurück“, sagte Mahathir, „aber der Premierminister hat so viel falsch gemacht.“Er habe es als seine Pflicht erachtet, dem nun abgewählten Premier Najib Razak entgegenzutreten. Dabei hat er Najib 2009 selbst an die Macht gebracht. Doch seitdem hat sich Mahathirs ehemaliger Parteifreund in einen gigantischen Korruptionsskandal verwickelt. Mehr als 3,7 Milliarden Euro soll er aus einem Staatsfonds zweckentfremdet haben, einen Teil aufs eigene Konto. Die veruntreuten Steuergelder will Mahathir nun zum Teil zurückholen.
Späte Aussöhnung
Um gegen Najib anzutreten, war Mahathir aus seiner Partei ausgetreten und hatte sich mit der Oppositionsallianz verbündet. Mahathir kritisierte Najib im Wahlkampf heftig und bezeichnete ihn als Dieb. Mit einem weiteren politischen Rivalen, Ibrahim Anwar, söhnte sich Mahathir indes aus. Anwar sollte in den 1990ern sein Nachfolger werden, doch 1998 ließ Mahathir seinen damaligen Vizepremier wegen angeblicher Homosexualität ins Gefängnis werfen. Nun soll Anwar vom König, Sultan Muhammad V., begnadigt und aus dem Gefängnis entlassen werden. Sobald Mahathir zurücktritt, soll Anwar das Amt des Premiers übernehmen.
In seiner Wahlkampagne ließ sich Mahathir als „Großvater der Nation“bezeichnen, in Wirklichkeit ist er schon Urgroßvater. Obwohl sein Porträt während des Wahlkampfs in einigen Landesteilen nicht gezeigt werden durfte, reichte seine Popularität für den Sieg.
Der als Kinderarzt ausgebildete Mahathir, auch unter dem Spitznamen „Dr. M“bekannt, regierte während seiner ersten Amtszeit zwar autoritär und mit rassistischen und antisemitischen Tendenzen, doch er brachte Malaysia auf einen nachhaltigen Wachstumskurs.