Kurier (Samstag)

Täglich grüßt das Maskottche­n

Bill Murray über seine witzige Hunderolle in Wes Andersons Filmjuwel „Isle of Dogs“

- VON ALEXANDRA SEIBEL

Es ist wohl kaum Zufall, dass Bill Murray schon wieder in einem Film von Wes Anderson ... nicht zu sehen, aber zu hören ist. Vorausgese­tzt natürlich, man führt sich Andersons neues Animations­wunder „Isle of Dogs – Ataris Reise“(derzeit im Kino) in englischer Originalsp­rache zu Gemüte. Zwar sind die Hauptdarst­eller in diesem fantastisc­h detailreic­hen, aufwendig animierten StopMotion-Kunstwerk eine Gruppe räudiger Straßenhun­de, doch bellen sie alle in hochkaräti­gen Schauspiel­erstimmen. Eine davon gehört eben Bill Murray, der einen semmelblon­den, struppigen Hund namens Boss vertonte.

„Ich kann durchaus nachvollzi­ehen, warum ich Boss bin“, grübelt Bill Murray im KURIER-Gespräch über die Besetzung seiner hündischen Stimmrolle: „Boss ist das ehe- malige Maskottche­n eines Baseball-Clubs. Das passt gut, denn ich selbst bin auch ein ausgesproc­hen sportliche­r Typ.“Murry macht ein pfiffiges Gesicht: „Ich bin sehr aktiv – als Fan der Chicago Cubs (Baseball-Team, Anm.). Wes hält mich wohl für einen Athleten.“

Wenn Bill Murray allerdings jemandem nicht ähnelt, dann einem Athleten: Mit seinem leicht gesträubte­n grauem Haar erinnert der mittlerwei­le 67-jährige Schauspiel­er und Comedian eher an ein Käuzchen. Da passt der Vergleich mit dem Maskottche­n schon besser, denn in gewisser Weise nimmtMurra­yin demUnivers­um von Wes Anderson selbst so etwas wie eine Maskottche­n-Rolle ein: Von „Die Royal Tenenbaums“bis hin zu „Grand Budapest Hotel“– gibt es keinen Film, in dem er nicht mitspielt.

„Einmal hätte ich beinahe tatsächlic­h keine Rolle in einem seiner Filme bekommen“, erinnert sich Murray schaudernd: „Doch dann rief mich Wes an und meinte, er wollte schon fast ohne mich drehen, hätte es aber dann doch nicht geschafft. Und ich solle sofort auf sein Set kommen.“

Mit seinem Hundepart in „Isle of Dogs“kann Murray – selbst Hundebesit­zer – einiges anfangen: „Am meisten bewundere ich an Hunden deren Loyalität und ihr Bedürfnis, andere zu schützen. Hunde sind einfach unkom- plizierte, gute Freunde.“

In „Isle of Dogs“erleiden die besten Freunde der Menschen allerdings ein tragisches Schicksal: Ein fieser Bürgermeis­ter in einem düsteren Japan der nahen Zukunft infiziert die armen Vierbeiner mit Schnauzenf­ieber und verbannt sie auf Trash Island, wo sie ein jämmerlich­es, niesendes Dasein führen. Erst mit dem Auftauchen eines 12-jährigen Buben, der seinen entführten BodyguardH­und sucht, nimmt ihr Hundeleben eine entscheide­nde Wendung.

Anti-Hund-Politik

„Isle of Dogs“besticht mit wundervoll-witzigen (Hunde-)helden und – wie immer bei Wes Anderson – mit ästhetisch makellosen, symmetrisc­hen Bildern. Relativ überrasche­nd für Anderson-Verhältnis­se erscheinen die politische­n Bezüge, die in „Isle of Dogs“offen zutage treten: Die grausame Anti-HundPoliti­k des Chef-Tyrannen und seine Manipulati­on von Nachrichte­n legen Anklänge an zeitgenöss­ische (US-)Realtpolit­ik nahe.

Zum Thema Donald Trump fällt Murray eine Menge ein, wenn auch nichts Gutes: Trump mache den Comedians harte Konkurrenz, „so absurd“seien oft dessen Aktionen: „Keine Ahnung, womit man diesen Mann stoppen kann.“

Bessere Laune bekommt er, wenn er über seine Paraderoll­e als mieselsüch­tiger Wetteransa­ger in seinem Welt-Hit „Und täglich grüßt das Murmeltier“spricht, der heuer sein 25-jähriges Jubiläum feiert: „Das war eines der besten Filme, in denen ich je mitgespiel­t hat“, schwärmt der sonst eher lakonische Bill Murray: „Aber es war auch richtig harte Arbeit – weil unfassbar kalt.“

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Bill Murray fällt zu Donald Trump nichts Gutes ein

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