Täglich grüßt das Maskottchen
Bill Murray über seine witzige Hunderolle in Wes Andersons Filmjuwel „Isle of Dogs“
Es ist wohl kaum Zufall, dass Bill Murray schon wieder in einem Film von Wes Anderson ... nicht zu sehen, aber zu hören ist. Vorausgesetzt natürlich, man führt sich Andersons neues Animationswunder „Isle of Dogs – Ataris Reise“(derzeit im Kino) in englischer Originalsprache zu Gemüte. Zwar sind die Hauptdarsteller in diesem fantastisch detailreichen, aufwendig animierten StopMotion-Kunstwerk eine Gruppe räudiger Straßenhunde, doch bellen sie alle in hochkarätigen Schauspielerstimmen. Eine davon gehört eben Bill Murray, der einen semmelblonden, struppigen Hund namens Boss vertonte.
„Ich kann durchaus nachvollziehen, warum ich Boss bin“, grübelt Bill Murray im KURIER-Gespräch über die Besetzung seiner hündischen Stimmrolle: „Boss ist das ehe- malige Maskottchen eines Baseball-Clubs. Das passt gut, denn ich selbst bin auch ein ausgesprochen sportlicher Typ.“Murry macht ein pfiffiges Gesicht: „Ich bin sehr aktiv – als Fan der Chicago Cubs (Baseball-Team, Anm.). Wes hält mich wohl für einen Athleten.“
Wenn Bill Murray allerdings jemandem nicht ähnelt, dann einem Athleten: Mit seinem leicht gesträubten grauem Haar erinnert der mittlerweile 67-jährige Schauspieler und Comedian eher an ein Käuzchen. Da passt der Vergleich mit dem Maskottchen schon besser, denn in gewisser Weise nimmtMurrayin demUniversum von Wes Anderson selbst so etwas wie eine Maskottchen-Rolle ein: Von „Die Royal Tenenbaums“bis hin zu „Grand Budapest Hotel“– gibt es keinen Film, in dem er nicht mitspielt.
„Einmal hätte ich beinahe tatsächlich keine Rolle in einem seiner Filme bekommen“, erinnert sich Murray schaudernd: „Doch dann rief mich Wes an und meinte, er wollte schon fast ohne mich drehen, hätte es aber dann doch nicht geschafft. Und ich solle sofort auf sein Set kommen.“
Mit seinem Hundepart in „Isle of Dogs“kann Murray – selbst Hundebesitzer – einiges anfangen: „Am meisten bewundere ich an Hunden deren Loyalität und ihr Bedürfnis, andere zu schützen. Hunde sind einfach unkom- plizierte, gute Freunde.“
In „Isle of Dogs“erleiden die besten Freunde der Menschen allerdings ein tragisches Schicksal: Ein fieser Bürgermeister in einem düsteren Japan der nahen Zukunft infiziert die armen Vierbeiner mit Schnauzenfieber und verbannt sie auf Trash Island, wo sie ein jämmerliches, niesendes Dasein führen. Erst mit dem Auftauchen eines 12-jährigen Buben, der seinen entführten BodyguardHund sucht, nimmt ihr Hundeleben eine entscheidende Wendung.
Anti-Hund-Politik
„Isle of Dogs“besticht mit wundervoll-witzigen (Hunde-)helden und – wie immer bei Wes Anderson – mit ästhetisch makellosen, symmetrischen Bildern. Relativ überraschend für Anderson-Verhältnisse erscheinen die politischen Bezüge, die in „Isle of Dogs“offen zutage treten: Die grausame Anti-HundPolitik des Chef-Tyrannen und seine Manipulation von Nachrichten legen Anklänge an zeitgenössische (US-)Realtpolitik nahe.
Zum Thema Donald Trump fällt Murray eine Menge ein, wenn auch nichts Gutes: Trump mache den Comedians harte Konkurrenz, „so absurd“seien oft dessen Aktionen: „Keine Ahnung, womit man diesen Mann stoppen kann.“
Bessere Laune bekommt er, wenn er über seine Paraderolle als mieselsüchtiger Wetteransager in seinem Welt-Hit „Und täglich grüßt das Murmeltier“spricht, der heuer sein 25-jähriges Jubiläum feiert: „Das war eines der besten Filme, in denen ich je mitgespielt hat“, schwärmt der sonst eher lakonische Bill Murray: „Aber es war auch richtig harte Arbeit – weil unfassbar kalt.“