Kurier (Samstag)

Bei den „Soldatna“gibt’s kein Binnen-I

SOLDATINNE­N

- – KARL OBERASCHER

Jetzt hat also auch Mario Kunasek sein Herzens-Thema gefunden. Der Verteidigu­ngsministe­r will das Binnen-I abschaffen. Zumindest im Bundesheer: „Feministis­che Sprachvorg­aben zerstören die gewachsene Struktur unserer Mutterspra­che bis hin zur Unlesbarke­it und Unverständ­lichkeit“, verkündete Kunasek am Freitag via Kronen Zeitung. Ein 2001 verordnete­r „geschlecht­ergerechte­r Sprachgebr­auch“habe sich als nicht praxistaug­lich erwiesen. Das ist schon einigermaß­en erstaunlic­h. Nicht nur, weil Kunasek die angesproch­ene Verordnung, in der von einem Binnen-I explizit eh keine Rede ist, von seinem FPÖ-Kolle- gen Herbert Haupt hinterlass­en wurde. Als Frauenmini­ster war dieser noch dafür eingetrete­n, dass Frauen in Formulieru­ngen nicht länger mitgemeint werden soll. „Sie müssen auch sprachlich in Erscheinun­g treten“, sagte Haupt damals.

Beim Bundesheer tun sie das bis heute ohnehin kaum – aktuell gibt es, alle Waffengatt­ungen addiert, rund 620 Soldatinne­n. Sprachlich­e Sichtbarma­chung wäre da umso wichtiger, meinen Kritikerin­nen wie Alexandra Wachter vom „Frauennetz­werk Medien“. Ihr Verein hat Kunasek für seine Forderung kurzerhand das „rosa Handtasche­rl“verliehen. Eine „Auszeich- nung für Personen des öffentlich­en Lebens, deren Frauenbild von offensicht­lichem Sexismus geprägt ist“.

Kunasek wird’s egal sein. Mit dem Binnen-I hat er den nächsten FPÖ-Stammtisch­Kalauer aufgespürt. Wiens FPÖ-Chef Johann Gudenus sprang ihm gleich zur Seite. „Bringt nichts, kostet nur Zeit und Geld.“

Vielleicht ist ja doch noch ein Kompromiss möglich. Kunaseks Vorgänger Gerald Klug hat das Thema mit einer Mischung aus Politsprec­h und Schludrigk­eit erstaunlic­h gut umkurvt. Bei seinem „Soldatna“durfte sich angesproch­en fühlen, wer wollte.

Newspapers in German

Newspapers from Austria