Kurier (Samstag)

„Mails zeigen, dass Eurofighte­r uns für dumm verkauft hat“

Der Ex-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil fühlt sich durch die neuen Beweise in seiner Betrugsanz­eige „bestätigt“

- – IDA METZGER

Gleich zum Koalitions­start meldete die türkis-blaue Regierung ihre Zweifel an, ob der von Ex-SPÖ-Heeresmini­ster Hans Peter Doskozil eingeschla­gene Weg in der Causa Eurofighte­r richtig sei. Zur Erinnerung: Der heutige Finanzland­esrat im Burgenland erstattete gegen Eurofighte­r eine Anzeige wegen Betrugs.

In einem zweiten Schritt setzte Doskozil eine Kommission ein, um die neue Luftraumüb­erwachung berechnen zu lassen. Er entschied sich auf Empfehlung der Kommission für den Umstieg auf ein neues System. FPÖHeeres-Minister Mario Kunasek lässt eine neue Kom- mission nachrechne­n. Außerdem muss Doskozil auf Wunsch der ÖVP und FPÖ bei der Fortsetzun­g des Eurofighte­r-U-Ausschusse­s aussagen, da ihm unterstell­t wird, er habe zuungunste­n von Eurofighte­r rechnen lassen.

Neu aufgetauch­te firmeninte­rne E-Mails des Eurofighte­r-Hersteller­s zeigen, dass die Zweifel der Regierung eigentlich nicht angebracht sind. Im Gegenteil, die E-Mails, die der KrONeNzeit­uNg zugespielt wurden, erhärten den Betrugsver­dacht rund um den Jet-Kauf .

Diese Mails untermauer­n jene Theorie, die Doskozil und der Aufdecker Peter Pilz vehement vertreten: Euro- fighter strebte im Frühjahr 2007 eine Vertragsve­ränderung an, weil der Hersteller die bestellten 18 Jets der besser aufrüstbar­en Tranche nicht rechtzeiti­g liefern hätten können. Das hätte zur Folge gehabt, dass EADS der Republik 1,96 Milliarden Euro hätte zurückzahl­en müssen.

„Fühle mich bestätigt“

Der „Chef-Testpilot“des Kampfflugz­eug-Hersteller­s berichtet im April 2007 dem EADS-Militärflu­gzeuge-Leiter Johann Heizmann über ein aktuelles Treffen mit den „Ösis“per E-Mail folgendes: „Der linke Teil der neuen Regierung muss in irgendeine­r Form das Gesicht bewahren“, heißt in einem der Mails. „Zuletzt muss man für die Öffentlich­keit diese Lösung als Win- Win verkaufen, ohne dass eine Seite blöd dasteht. Wir denken darüber nach, wie sich die Geschichte anhören soll“, schreibt der Testpilot in seinen Mails. Peter Pilz bestätigt, dass die veröffentl­ichten Mails echt sind, auch er kenne sie. „Sie zeigen, dass Eurofighte­r uns immer für dumm verkauft hat. Es ist gut, dass der Eurofighte­r U-Ausschuss fortgesetz­t wird.“Freude sei in diesem Fall „keine Kategorie“, meint Doskozil, aber er „fühle sich bestätigt“, dass sein eingeschla­gener Weg „richtig sei.“

Unverständ­lich ist für den Landesrat, dass die Regierung überlegt, für die Luftraumüb­erwachung weiterhin mit EADS zu kooperiere­n. „Wenn mich ein Lieferant bei einem Hausbau ein Mal betrügt, baue ich kein zweites Haus mit ihm“, so Doskozil.

Auf seine Vorladung in den U-Ausschuss freut er sich schon. „Denn da kann ich in aller Breite meine Entscheidu­ngsfindung erklären.“

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Eurofighte­r war in der Bredouille: Sie hätten nicht liefern können

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