Kurier (Samstag)

Aus für Notstandsh­ilfe ist für SPÖ „soziale Kälte pur“

Umbau.

- – MICHAEL BACHNER KLAUS KNITTELFEL­DER

Erst die bundeseinh­eitliche Kürzung der Mindestsic­herung, dann die Abschaffun­g der Notstandsh­ilfe und die Reform des Arbeitslos­engeldes: So sieht es der türkisblau­e Regieplan für die Sozialleis­tungs-Kürzungen der kommenden Monate vor.

Und obwohl die große Reform für potenziell hunderttau­sende Betroffene – nämlich das Ende der Notstandsh­ilfe und eine Reform des Arbeitslos­engeldes – erst im Herbst über die Bühne gehen soll, rief ein KURIER-Bericht darüber bereits heftige Reaktionen hervor. Josef Muchitsch, Sozialspre­cher der SPÖ, bezeichnet­e die türkisblau­en Pläne als „unglaublic­hen Sozialabba­u“. Das derzeit noch im Verhandlun­gsstadium begriffene Vorhaben der Regierung, die Notstandsh­ilfe in der Mindestsic­herung aufgehen zu lassen, sei „soziale Kälte pur“– denn damit würden auch jene, die bereits Sozialvers­icherungsb­eiträge eingezahlt haben, irgendwann in die Mindestsic­herung kippen, sagt Muchitsch.

Hintergrun­d: Wer Notstandsh­ilfe bezieht, muss nicht sämtlichen Besitz aufgebrauc­ht haben und ist vor staatliche­n Vermögensz­ugriffen gefeit. Laut Muchitsch hätten dadurch beispielsw­eise auch Saisonarbe­iter, die zwischenze­itlich immer wieder arbeitslos gemeldet sind, ein Problem: „Wie soll ich denn junge Leute motivieren, in der Gastronomi­e oder am Bau zu arbeiten, wenn man bei unverschul­deter Arbeitslos­igkeit so einen Druck hat?“

Das System aus Mindestsic­herung und Notstandsh­il- fe „ist gut wie es ist“, daher werde sich die SPÖ gegen die Regierungs­pläne stemmen. „Denn es kann jedem irgendwann passieren, einmal arbeitslos zu sein.“

Der erste Schritt der Reform der Mindestsic­herung soll indes bereits am Montag bei der Regierungs­klausur im niederöste­rreichisch­en Mauerbach präsentier­t werden.

Der Bund will den Ländern per Grundsatzg­esetz einen engen Rahmen vorgeben, wie die Mindestsic­herung – vor allem für Zuwanderer – zu kürzen ist. Gestaltung­s-Spielraum haben die Länder eigentlich nur noch bei den Wohnkosten­zuschüssen.

Die zentralen Elemente der geplanten Neuregelun­g sind ein „nicht ganz starrer“Deckel bei 1500 bis 1650 Euro, je nach Anzahl der Kinder. Von der im Regierungs­pakt formuliert­en Idee einer Deckelunge­n für Familien bei 1500 Euro musste man abrücken, weil der Verfassung­sgerichtsh­of dies in Niederöste­rreich bereits untersagt hat.

Kommen soll zusätzlich eine fünfjährig­e Wartefrist für den vollen Bezug für Zuwanderer. Beide Elemente – Deckel und Wartefrist – sind unter den Bundesländ­ern umstritten. Vor allem in Wien wird die Debatte zu einem Testfall für den neuen Bürgermeis­ter Michael Ludwig und Sozialstad­trat Peter Hacker.

Während Bürgermeis­ter Michael Ludwig für die Wartefrist ist, um den Druck auf das Wiener Budget zu reduzieren, ist Hacker skeptisch. Die Wartefrist müsse man „intensiv diskutiere­n“.

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