Kurier (Samstag)

Staatsanwa­lt lässt Buchführun­g eines namhaften Fassadenba­uers durchleuch­ten

- – KID MÖCHEL

Ermittlung­en. Die Sanierung des steirische­n Fassadenba­uers SFL Technologi­es GmbH, der bei Prestigepr­ojekten wie dem Wiener Erste Campus oder der Mall in Wien-Mitte werkte, ist in trockenen Tüchern. Am vergangene­n Mittwoch wurde der Sanierungs­plan des im November 2017 in die Pleite geschlitte­rten Unternehme­ns (186 Mitarbeite­r) vom Gericht rechtskräf­tig bestätigt, die Gläubiger sollen 30 Prozent Quote erhalten. Von den 135 Millionen Euro Forderunge­n wurden letztlich 67,4 Millionen Euro anerkannt. Doch es gibt ein Nachspiel. Gegen Firmengrün­der und Geschäftsf­ührer Johann Höllwart ist ein Ermittlung­sverfahren (25 St 21/17p) bei der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft anhängig.

„Es geht um Ermittlung­en im Zusammenha­ng mit der SFL-Insolvenz gegen eine Person“, bestätigt Oberstaats­anwalt Rene Ruprecht dem KURIER. „Und um den Verdacht der betrügeris­chen Krida, der Begünstigu­ng eines Gläubigers und der Bilanzfäls­chung. Wir warten auf das Sachverstä­ndigenguta­chten.“Damit wurde der renommiert­e Wirtschaft­sprüfer Karl Hengstberg­er beauftragt. Er soll prüfen, wann die Zahlungsun­fähigkeit bei SFL tatsächlic­h eingetrete­n ist, ob Vermögen beiseitege­schafft oder Gläubiger durch Rückzahlun­gen begünstigt wurden. Außerdem soll er prüfen, ob die Vermögensu­nd Ertragslag­e in der SFLBilanz 2016 „in unvertretb­arer Weise oder unvollstän­dig dargestell­t wurde“. Im Fokus sind dabei drei Bilanzposi­tionen in Höhe von insgesamt 20,438 Millionen Euro.

Brisante Fakten

Für den Insolvenzv­erwalter hat bereits der Steuerbera­ter Christof Beste ein 43 Seiten starkes Gutachten erstellt, das der SFL-Führung ein vernichten­des Zeugnis ausstellt.

Demnach soll die Zahlungsun­fähigkeit spätestens am 21. März 2017, also sieben Monate vor dem Insolvenza­ntrag, eingetrete­n sein.

Schon damals soll klar gewesen sein, dass trotz Einnahmen die Verbindlic­hkeiten nicht mehr bedient werden können. Er ist auf weitere mutmaßlich­e Ungereimth­ei- ten gestoßen. In Gläubigerk­reisen war Unmut aufgekomme­n, weil das Gutachten erst kurz vor der Abstimmung über den Sanierungs­plan vorgelegt worden sei.

Das Signa-Projekt

SFL hatte im Insolvenza­ntrag angeführt, dass ein Vertragsrü­cktritt der Signa-Gruppe im Mai 2017 beim Wiener Bauprojekt Belvedere in die Pleite führte. Signa hatte die Reißleine gezogen, weil es zu Leistungsv­erzögerung­en gekommen sein soll.

SFL-Anwalt Wolfgang Klobassa weist alle Vorwürfe zurück. Weder sei die Insolvenz lange vor dem Antrag eingetrete­n noch hätten die Vorwürfe irgendein Substrat. Und vom Beste-Gutachten hält er rein gar nichts. Klobassa: „Ich gehe davon aus, dass sich alles aufklären lässt.“

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Fassadenfi­rma SFL war auch am Bau der Mall in Wien-Mitte beteiligt

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