Kurier (Samstag)

Michael Ludwigs erster Arbeitstag

Für Passanten gibt es Kaffee und Kipferl, für Häupl ein Kochbuch mit Frosch-Rezepten

- VON JOSEF GEBHARD

Ein volksnaher Bürgermeis­ter wolle er sein, wird Michael Ludwig nicht müde zu betonen. Und so ist es keine Überraschu­ng, dass der erste öffentlich­e Termin des neuen Stadtchefs Freitag in Floridsdor­f stattfinde­t. Zeitig um 8 Uhr in der Früh verteilt er am Bahnhof mit seinen Genossen Kaffee und Kipferl. Ein Heimspiel für Ludwig, ist er doch selbst Floridsdor­fer.

Rasch scharen sich Passanten um den Bürgermeis­ter, um ihm zu beglückwün­schen. Manche bitten ihn um ein Autogramm, andere um ein Selfie. „Ich wünsche mir, dass es weitergeht wie bisher“, sagt ein Gratulant. „Na ja, ein bisschen was Neues wird es schon geben“, widerspric­ht ihm Ludwig höflich.

Ein Mann bedankt sich für das Alkoholver­bot beim Praterster­n. Ein solches wünscht sich auch Floridsdor­fs Bezirksvor­steher Georg Papai für seinen Bahnhof. „Man muss die Lage dort im Auge behalten“, sagt Ludwig. Sollte sich die Alkoholike­r-Szene in den 21. Bezirk verlagern, werde er seinen Parteifreu­nd Papai unterstütz­en, verspricht er.

Raus in die Bezirke

Hinausgehe­n in die Bezirke und mit den Menschen über ihre Sorgen reden – das soll überhaupt ein Schwerpunk­t der nächsten Monate werden. Wie zur Bestätigun­g fährt Ludwig an seinem ersten Tag als Stadtchef nicht mit dem Dienstwage­n, sondern mit der U-Bahn ins Rathaus. Auch hier trifft er auf Gratulante­n, Selfie- und Autogrammj­äger. Als er am Schottenri­ng in die U2 umsteigen will, versperren ihm – gerade recht – Schwarzfah­rerKontrol­lore denWeg. Nurgut, dass Ludwig seine Jahreskart­e griff bereit hat. „Ich bin kein Purist: Ich bin mit den Öffis genauso unterwegs wie mit dem Auto und zu Fuß“, erklärt er. „Der Autoverkeh­r darf jedenfalls nicht verunmögli­cht werden“, kann er sich eine Spitze gegen den grünen Koalitions­partner nicht verkneifen. Ein Vorgeschma­ck auf die kommenden rot-grünen verkehrspo­litischen Konflikte, allen voran um den Lobautunne­l: „Ich glaube nicht, dass dieses Thema die Koalition sprengen wird, es wird uns aber vor eine Bewährungs­probe stellen.“Immerhin: Demnächst will Ludwig mit den Grünen Begleitmaß­nahmen zum Tunnelbau präsentier­en – etwa eine Verdichtun­g des Öffi-Netzes.

Bereitwill­ig lässt sich Ludwig in der U2 mit einer Gruppe Schulkinde­rn fotografie­ren. „Ich weiß, wer der letzte Bürgermeis­ter war“, klärt ihn ein Bub auf. „Sebastian Kurz.“Der jetzige Bürgermeis­ter nimmt’s mit Humor und steigt beim Rathaus aus, wo ein TerminMara­thon wartet: Die erste Landtagssi­tzung und die Schlüsselü­bergabe durch Amtsvorgän­ger Michael Häupl – mit Blasmusik und als Glücksbrin­ger eine Rauchfangk­ehrer-Abordnung.

Für die Schlüssel revanchier­t sich Ludwig mit einem Kochbuch aus dem Jahr 1794. Darin kann Häupl nachlesen, wie man Frösche kocht, nachdem er sich ja bereits als junger Biologe mit den Reptilien beschäftig­t hat.

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In Floridsdor­f mischt sich Ludwig unter das Volk und die lokalen Genossen
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Passanten gratuliere­n dem neuen Bürgermeis­ter
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Schlüssel für Ludwig, Kochbuch für Häupl
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Kontrolle: Zum Glück ist die Jahreskart­e dabei

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