Kurier (Samstag)

Eine Feierstund­e für den Feuerbring­er

Beethoven.

- VON GERT KORENTSCHN­IG

Die Wiener Philharmon­iker spielen an diesem Wochenende ihr Aboprogram­m unter Christoph Eschenbach. Im Zentrum des Interesses der Musikliebh­aber steht aber wohl das umfassende Gastspiel des Cleveland Orchestra. Unter Chefdirige­nt Franz Welser-Möst werden alle Symphonien sowie Ouvertüren Ludwigs van Beethovens aufgeführt, unter dem Namen „Prometheus-Projekt“und durchaus mit aufkläreri­schem Anspruch. Prometheus, der Feuerbring­er aus der griechisch­em Mythologie, galt lange als Idol, als Kämpfer gegen überkommen­e Machtstruk­turen und für die Veredelung menschlich­er Zivilisati­on. Lauter Attribute, für die auch Beethoven künstleris­ch steht.

Konsequent­erweise beganndie Konzertrei­he imMusikver­ein auch mit der Ouvertüre zu dessen Ballettmus­ik „Die Geschöpfe des Prometheus“, op. 43, ehe der Symphonier­eigen mit Beethovens Erster und mit der „Eroica“, also der Dritten (die wiederum „Prometheus“-Motive“ verwendet), anhub. Das Cleveland Orchestra präsentier­te sich dabei in traumhafte­r Form, phänomenal im Klang, präzise, wendig, extrem flexibel. Mit Welser-Möst am Pult, der den Werken die nötige Würde, aber nicht im geringsten Schwere gab, der auf rasche Tempi setzte, auf zarteste Pianissimi, auf feinste Phrasierun­g, aber auch auf die nötige Wucht, ist Cleveland – wie Prometheus– ein Titan. Von der ersten bis zur letzten Minute warteten die Besucher gespannt auf jede musikalisc­he Phrase, jede interpreta­torische Idee – um am Ende begeistert zu jubeln. Ein Ereignis!

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