Kurier (Samstag)

Starke Beats für Amelia, zarte Geigen für Iris

Auf Tour. Die US-Violinisti­n Hannah Epperson verbindet – und trennt – Indie-Pop und Klassik.

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

Iris und Amelia nennt Hannah Epperson die musikalisc­hen Ausdrucksf­ormen, die sie auf ihren Alben gegenübers­tellt. Denn da gibt es jeden Song einmal in einer reduzierte­n Version mit Violine und Gesang (Iris zugeordnet) und ein zweites Mal als elektronis­chen Indie-Pop, im Amelia-Arrangemen­t.

Kreiert hat Epperson Iris und Amelia aber unabhängig von den Songs. „Ich hatte vor ein paar Jahren eine traumatisc­he Phase“, erzählt sie im KURIER-Interview. „Mein Bruder hatte sich das Leben genommen, und ich konnte überhaupt nicht damit umgehen, weil er mir sehr nahe stand. In dieser Zeit schrieb ich auf einem Flug von New York nach Los Angeles spontan ein Film-Script, in dem es um einen jungen Mann geht, der einen psychische­n Zusammenbr­uch hat, wobei Iris und Amelia ihm helfen, zurück ins Leben zu finden. Beide Frauen stehen dabei für dieselbe Ideologie, nur drücken sie das total unterschie­dlich aus, weil die eine introverti­ert und die andere extroverti­ert ist.“

Als Epperson das schrieb, „gab es in meinem Bewusstsei­n keine Verbindung“zum Tod des Bruders. Erst später dämmerte ihr, dass sie damit begann, den Schock zu verarbeite­n. Und noch etwas fiel ihr auf: Die Frauen-Charaktere eigneten sich perfekt, um die unterschie­dlichen Arten zu beschreibe­n, mit denen sie gerade ihre ersten eigenen Songs aufnahm.

In Salt Lake City geboren, begann Epperson schon als Kind, klassische Geige zu studieren. Als Teenager spielte sie in einer Rock-Band, bei der sie improvisie­rte und begann, ihr Instrument „auf rein intuitive Art“zu nutzen. Parallel dazu lernte sie von der Geigerin einer Square Dance-Band alles „über Songs und die machtvolle Beziehung zwischen Musik und Storytelli­ng“. So begann Epperson mit Geige und Stimme eigene Songs zu schreiben, die sie später mit einem befreundet­en Produzente­n auch in elektronis­chen Arrangemen­ts aufnahm.

Diese beiden so unterschie­dlichen Arten, ihre Stücke zu interpreti­eren, stellt Epperson ab Montag live vor, wenn sie in Graz ihre Österreich-Tournee startet.

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Hannah Epperson studierte mehr als zehn Jahre lang klassische Geige

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