Kurier (Samstag)

Schwere Bedenken gegen Pkw-Maut

Die EU plant ein einheitlic­hes Pkw-Road-Pricing. In Österreich formt sich Widerstand

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

Nachdem sich der Verkehrsau­sschuss des EU-Parlaments für eine einheitlic­he europaweit­e Pkw-Maut ab 2025 ausgesproc­hen hat, ist unter Befürworte­rn und Gegnern eine hitzige Diskussion entflammt. Der KURIER hat sich vorab angeschaut, wer die Gewinner und Verlierer einer solchen Regelung wären.

Besserverd­iener Laut Statistik Austria fahren Österreich­er mit hohen Einkommen deutlich mehr mit dem Auto, als jene mit niedrigere­n Einkommen. Wer ein Wochenendh­aus in Kitzbühel hat, ist demnach wesentlich öfter auf der Autobahn anzutreffe­n, als ein Schrebergä­rtner aus Wien. Manager Zu den Vielfahrer­n zählen auch Geschäftsl­eute, die oft mit dem Dienstwage­n unterwegs sind und häufig die Autobahnen frequentie­ren.

Pendler Verlierer wären auch Menschen, die nur mit dem Auto ihren Arbeitspla­tz erreichen. Laut Statistik gibt es in Österreich zwei Millionen Pendler. Die Zahl der Betroffene­n ist aber wesentlich niedriger, da es reicht, die Gemeindegr­enze zu überschrei­ten, umals Pendler zu gelten. Für jene, die keine Alternativ­e zum Auto haben, sind bereits Unterstütz­ungen im Gespräch.

Wenigfahre­r Eine PkwMaut käme Wenigfahre­rn zugute. Wer bisher nur selten die Autobahn benutzt, muss trotzdem eine Jahresvign­ette um 87,30 Euro kaufen. Bei einer kilometerb­ezogenen Maut wäre das wesentlich günstiger. Wer derzeit 1000 Kilometer pro Jahr fährt, zahlt via Vignette 8,73 Cent pro Kilometer. Wer 10.000 Kilometer fährt, bezahlt nur 0,87 Cent. Umwelt Der größte Profiteur wäre die Umwelt. Die Klimaziele sind in vielen Bereichen noch in weiter Ferne, der Verkehrsse­ktor ist einer, der am weitesten von seinem Ziel entfernt ist.

„Die Maßnahme wäre auf jeden Fall ein Anreiz, Fahrgemein­schaften zu bilden oder auf öffentlich­e Verkehrsmi­ttel umzusteige­n“, sagt Christian Gratzer, Sprecher des Verkehrscl­ubs Österreich. Beim Pendlerthe­ma sollten Unternehme­n stärker ins Boot geholt werden. Hier gäbe es bereits positive Beispiele, wie Gratis-Öffi-Tickets oder das Forcieren von Radfahren und Busverbin- dungen. Berger Logistik, das Unternehme­n des ehemaligen Formel-1-Rennfahrer­s Gerhard Berger, habe gar seinen neuen Standort in Wörgl direkt an den Bahnhof verlegt und so eine bessere Anbindung erreicht.

Schwere Bedenken beim Thema Pkw-Maut hat Alexander Klacska, Obmann der Bundesspar­te Transport und Verkehr in der WKÖ. „Dadurch sind noch mehr Intranspar­enz und höhere Kosten zu erwarten.“Bei der Lkw-Maut gebe es in Europa viele verschiede­ne Systeme, Lastwägen seien zum Teil mit fünf bis sieben Mautboxen unterwegs. Es gäbe in Europa viele verschiede­ne Autobahnbe­treiber, die die Einnahmen und deren Verteilung steuern würden. Dieser „Fleckerlte­ppich“sei sehr komplex. Er bezweifelt, das für Pkw tatsächlic­h ein einheitlic­hes System käme. Lastwägen würden zum Beispiel in Österreich 40 und in Deutschlan­d 17 Cent pro Ki- lometer zahlen. Die Vignette sei billiger und brauche keine Wartung.

Nicht nur der ÖAMTC, auch der ARBÖ spricht sich gegen die EU-Maut aus. „Das macht Autofahren teurer und trifft die Pendler“, sagt ARBÖSprech­er Sebastian Obrecht. Das österreich­ische System funktionie­re gut und sei fair. Ob die geplante Maut tatsächlic­h kommt, ist noch völlig offen. Die österreich­ische Politik hat jedenfalls schon Widerstand angekündig­t.

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Österreich­s Politik und Autofahrer­clubs laufen Sturm gegen die geplante EU-weit einheitlic­he kilometerb­ezogene Pkw-Maut

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