„Neues Kapitel in der Geschichte“
Sozialdemokrat Sanchez.
Der Ex-Wirtschaftsprofessor Pedro Sanchez ist am Ziel. Nachdem er mit seinen Sozialdemokraten (PSOE) und anderen den konservativen spanischen Premier Mariano Rajoy im Zuge einer Korruptionsaffäre (siehe oben) am Freitag stürzte, wird er sein neues Amt als Regierungschef wohl am Montag antreten. „Heute schlagen wir ein neues Kapitel in der Geschichte der Demokratie unseres Landes auf“, sagte der 46-Jährige gestern.
Seine Minderheitsregierung ist aber abhängig von der linken „Podemos“und zwei katalanischen Separatistenfraktionen (siehe auch oben rechts). Kritiker warnen San- chez davor, der abtrünnigen Region zu große Zugeständnisse zu machen. Wohlmeinendere hoffen, dass sich nach dem in dieser Frage kompromisslosen Rajoy nun neue Wege in der Konfliktlösung auftun könnten. Wie lange die Sozialdemokraten an der Macht bleiben wollen, war am Freitag noch unklar. Während die liberale „Ciudadanos“, die in Umfragen stark gestiegen sind (während die PSOE und die Konservativen verloren), auf rasche Neuwahlen drängen, stehen die Sozialdemokraten eher auf der Bremse.
Liberale und Rechte laufen jedenfalls schon Sturm gegen Sanchez und sein Team, deren Bündnis sie als „Frankenstein-Koalition“betiteln, sogar von „Staatsstreich“war bei der gestrigen, erregt geführten Parlamentsdebatte in Madrid die Rede. Die konservative Zeitung El Mundo wertete den Machtwechsel als „surreales Szenario“und „Reise ins Nirgendwo“.
Sanchez’ Parteikollege, SPÖChef Christian Kern, dagegen zeigte sich sehr erfreut über den Machtwechsel in Spanien.