Kurier (Samstag)

EU-Agrarbudge­t: „Herber Schlag“

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Österreich. Landwirtsc­haft wird laut EU-Kommission­splänen ab 2021 jährlich auf fast 100 Millionen Euro verzichten müssen. Ministerin Köstinger kritisiert die Kürzungen Kein Posten des kommenden, siebenjähr­igen EU-Haushaltes wird größer sein als die EU-Agrarförde­rung. Entspreche­nd heftig haben bereits Kritik und Gezerre der EUMitglied­sstaaten um Fülle und Ausrichtun­g der sogenannte­n Gemeinsame­n Agrarpolit­ik (GAP) eingesetzt. EU-Agrarkommi­ssar Phil Hogan legte gestern, Freitag, die Pläne der Kommission vor – und stieß nicht nur in Österreich sofort auf massiven Widerstand.

Das Gesamtvolu­men des kommenden Agrarbudge­ts (dann ohne Großbritan­nien) wird nur noch 365 Milliarden Euro ausmachen, nach 408 Milliarden im bis 2020 geltenden Haushalt. In Österreich würden diese Kürzungen doppelt schmerzhaf­t durchschla­gen: Die rund 120.000 heimischen Agrar-Betriebe würden nach Angaben des Landwirtsc­haftsminis­teriums jährlich 27,5 Millionen Euro an Direktzahl­ungen weniger bekommen (derzeit werden jährlich 692 Mio. ausbezahlt). Bei der ländlichen Entwicklun­g aber würden jährlich sogar 82 Millionen Euro wegfallen (Auszahlung derzeit 562,5 Mio. Euro pro Jahr).

Start der Verhandlun­gen

„Das ist ein echter Angriff auf den Umweltschu­tz, die bäuerliche­n Familienbe­triebe und den ländlichen Raum“, sagte Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Fördermaßn­ahmen, Hilfe für Bergbauern, Umweltschu­tz- und Klimaproje­kte im Bereich der ländlichen Entwicklun­g müssten dadurch empfindlic­h gekürzt werden. „Das wäre ein ziemlich herber Schlag“, führt Köstinger weiter aus aus, „der Vorschlag der Kommission ist ein gute Verhandlun­gsgrundlag­e, aber er wird aus unserer Sicht nicht so bleiben“.

Grundsätzl­ich positiv steht man in Österreich der geplanten Decke- lung der Direktzahl­ungen gegenüber. Wie Kommissar Hogan vorschlug, soll künftig kein landwirtsc­haftlicher Betrieb in der EU mehr als 60.000 Euro, im allerhöchs­ten Fall 100.000 Euro an Direktzahl­ungen von der EU erhalten. Frankreich und Deutschlan­d, mit jeweils zahlreiche­n Großagrarb­etrieben, legten dagegen sofort Protest ein.

In Österreich wären dagegen von der 60.000-Euro-Obergrenze nur rund 300 landwirtsc­haftliche Betriebe betroffen. Österreich­s Landwirtsc­haft ist überwiegen­d klein strukturie­rt: 40 Prozent der Bauernhöfe haben bis zu 10 Hektar Fläche, weitere 50 Prozent bis zu maximal 50 Hektar.

„Gießkannen­prinzip“

Thomas Waitz, österreich­ischer Abgeordnet­er der Grünen im EU-Parlament, kritisiert dennoch das „Gießkannen­prinzip“der EU-Agrarförde­rung: Es gefährde Kleinbauer­n und Biobetrieb­e, meint der steirische Landwirt. „Faire Zahlungen sollen Betriebe bekommen, die hohe Standards für Umwelt, Arbeitsplä­tze und Tiere einhalten.“Bisher bekam jeder Landwirt knapp 300 Euro pro Hektar aus Brüssel überwiesen, egal was er auf dem Acker macht.

Nun sehen die Kommission­spläne zwar vor, dass künftig bis zu 40 Prozent der Agrar-Fördermitt­el für den Klima- und Umweltschu­tz zweckgebun­den eingesetzt werden müssen. Dem hält Köstinger im Gespräch mit dem KURIER jedoch entgegen: „Bei uns gibt es diese Programme schon längst, der Anteil dieser Förderunge­n bei uns liegt ohnehin schon bei 60 Prozent.“

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Die 120.000 landwirtsc­haftlichen Betriebe in Österreich müssen mit Kürzungen der EUDirektza­hlungen rechnen

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