Den Wert der Zeit erkennen und sichern
Kommentar. Michael Miskarik, Niederlassungsleiter der HDI Lebensversicherung AG in Österreich, über die Neudefinition von Sicherheit bei Lebensversicherungen.
Anfang Mai veröffentlichte der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO) erste Zahlen zur Prämienentwicklung in der Lebensversicherung. Diese wiesen für 2017 einen Rückgang von fünf Prozent aus. Für 2018 erwartet man einen weiteren Rückgang von drei Prozent. Als Folge dieser Entwicklung wird die Lebensversicherung in Frage gestellt. Dabei sollten wir uns doch seriöser Weise die Frage nach Alternativen stellen.
Fest steht: Seit Beginn der Finanzkrise ist kein Lebensversicherer insolvent geworden. Die Versicherungswirtschaft hat bisher alle Leistungen, der garantierten Höhe nach erbracht. Hinzu kommen Alleinstellungsmerkmale, die einfach nur die Lebensversicherung bietet. Sie leistet eine lebenslange Privatpension, egal wie alt der Versicherte wird. Zudem versorgt sie im Todesfall des Versicherten Hinterbliebene und bietet darüber hinaus eine Absicherung im Fall der Berufsunfähigkeit beziehungsweise im Pflegefall.
Niedrigzinsumfeld
Rahmenbedingungen wie das anhaltende Niedrigzinsumfeld stellen uns aber vor eine neue Realität: Negative Realrenditen. Ein wesentlicher Aspekt in diesem Zusammenhang ist auch die schleichende Enteignung durch konsequenten Kaufkraftverlust bei klassischem Sparverhalten. Allein mit festverzinslichen Wertpapieren lassen sich keine Renditen mehr erzielen, die auch nur annähernd die Inf lationsrate erreichen. Insbesondere Produkte mit hohen Garantieversprechen zwingen die Versicherungswirtschaft zu einer restriktiven und damit chancenbegrenzenden Kapitalanlage. Teile des aktuellen Produktportfolios bieten Kunden mehr Sicherheit als er benötigt, aber zu wenig Rendite, um effizient vorzusorgen.
Garantien kosten Geld
Sicherheit wird heute vielfach als Garantie definiert. Garantien kosten aber Geld und Rendite. Deshalb tun wir gut daran, ein anderes Verständnis von Sicherheit zu entwickeln. Was die Menschen benötigen sind bedarfsgerechte Garantien. Zweck der privaten Altersvorsorge ist nicht, zu jeder Zeit über sein Geld verfügen zu können. Entscheidend ist, dass zum Pensionsantritt ausreichend Kapital zur Verfügung steht. Garantien in der Ansparphase sollten man vermeiden, um eine höhere Rendite für die Pensionsphase zu erzielen.
Zeitwert sichern
Jeder sollte sich seinen Zeitwert frühzeitig sichern und das verfügbare Geld in einen Mix aus Altersvorsorge und flexible Kapitalanlageformen investieren. Dazu gehören auch Aktien im Rahmen einer fondsgebundenen Lebensversicherung. Es ist heute ein Risiko, kein Risiko einzugehen. Wer dazu nicht bereit ist, wird vermutlich keine auskömmliche Privatpension erzielen. Darüber hinaus sollten wir auch wieder die KernSchutzfunktionen der Lebensversicherung in den Mittelpunkt der Diskussion stellen. Es ist höchst an der Zeit, ein neues Verständnis zum Thema Altersvorsorge zu entwickeln, unter Berücksichtigung der drei Säulen: staatlich – betrieblich – privat. Eine Aufklärung der Menschen kann nur über einen konstruktiven öffentlichen Dialog zwischen Politik, Verbraucherverbänden und der Versicherungswirtschaft stattfinden.