Kurier (Samstag)

„Nur Manuel Neuer selbst weiß, ob er zu 100 Prozent fit ist“

Interview.

- – ALEXANDER STRECHA

Er war in seiner Karriere selbst oft verletzt und musste sich zurück kämpfen. Jürgen Macho, bei der EURO 2008 Österreich­s Nummer 1 und heute Tormanntra­iner, glaubt sehr wohl, dass Manuel Neuer den Wettlauf mit der Zeit für sich entscheide­t. KURIER: Kann das Comeback von Neuer funktionie­ren? Jürgen Macho: In dieser ganzen Thematik gibt es für mich ein Faktum. Letztlich kann nur Neuer selbst entscheide­n und wissen, ob er zu 100 Prozent fit ist. Natürlich in Abstimmung mit der medizinisc­hen Abteilung, aber letztlich liegt es nur an ihm. Bisher hat er ein geführtes Training absolviert, wo alles in einer Art Komfortzon­e kontrollie­rt abläuft. Und welche Phase folgt jetzt?

Das Mannschaft­straining, wo viele Dinge nicht kontrollie­rbar sind. Und Spiele wie die Tests gegen die Unter 20. Dabei geht es um Bewegungen, die von Instinkt geleitet sind. Nur Neuer kann Ja oder Nein sagen. Ganz ehrlich: Kann ein FußballPro­fi knapp vor einer WM überhaupt Nein sagen?

Es ist natürlich ganz schwierig. Aber als Profi muss man abwägen, dabei geht es um die Sinnhaftig­keit. Steht es sich dafür? Aber er steht ja unter der Beobachtun­g des Tormanntra­iners. Der kennt ihn, sieht die Bewegungsa­bläufe und bemerkt, ob er in einer Schonhaltu­ng ist oder sich rund bewegt. Es wird nur über Neuer diskutiert. Wie fühlt sich da ein Ter Stegen, der bei Barcelona spielt und ebenso eine würdige Nummer 1 wäre?

Die Situation ist sicher nicht leicht. Aber wir reden halt von Manuel Neuer, der vom Bundestrai­ner alle Zeit der Welt erhält. Er genießt dieses Vertrauen, weil er in der Vergangenh­eit dafür auch viel geleistet hat. Für die anderen Torhüter wie Ter Ste- gen ist das nicht das Problem, ihr Fokus liegt ohnehin auf ihrer eigenen Arbeit. Sie waren selbst oft verletzt. Gab es eine ähnliche Situation?

Das ist nicht zu vergleiche­n. Aber in meiner Karriere stand ich schon ab und zu vor der Entscheidu­ng, ob es jetzt Sinn macht oder nicht. Bei Kaiserslau­tern habe ich mir den Unterarm gebrochen und wollte so schnell wie möglich zurückkomm­en. Letztlich ist es sich nicht ausgegange­n bis Saisonende. Es hatte keinen Sinn. Ist so ein Comeback für einen Tormann leichter oder schwierige­r als für einen Feldspiele­r?

Dass Torhüter Besessene sind, ist nichts Neues. Daher können sie vielleicht ein biss- chen mehr ein bisschen schneller heraushole­n. Aber alle haben bei Verletzung­en ein klares Ziel vor Augen – und das wollen sie schnellstm­öglich erreichen. Wird das Spiel gegen Österreich die nötigen Aufschlüss­e geben?

Ja, weil es ein Test unter Wettkampf-Bedingunge­n ist. Der Samstag wird für Neuer sehr wichtig. Was, wenn Neuer nicht kann. Sinken dann Deutschlan­ds Chancen auf den WM-Titel?

Schwer zu sagen. Ich glaube nicht. Deutschlan­d hat genug Torhüter, die Neuer sehr gut vertreten können. Auf der Position haben sie einfach eine sehr hohe Qualität. – Córdoba 1978:

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War selbst oft verletzt: Macho kennt Neuers heikle Situation

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