Kurier (Samstag)

Grüne ringen um Neuaufstel­lung

Wien. Noch liegen keine Vorschläge für geänderten Wahlmodus am Tisch / Gespräche mit Quereinste­igern

- VON STEFANIE RACHBAUER

Im Juni schlagen die Wiener Grünen die ersten Eckpfeiler ihrer Parteirefo­rm ein. So hat es die wichtigste Landesgrup­pe der Partei imNovember beschlosse­n, nachdem Front-Frau Maria Vassilakou auf der Landesvers­ammlung mit Rücktritts­aufforderu­ngen aus den eigenen Reihen konfrontie­rt war. DenMitglie­dern solle bei der nächsten Zusammenku­nft ein Fahrplan zur Findung des künftigen Spitzenkan­didaten vorgelegt werden, lautete die Ansage. Wie dieser aussehen soll, ist eine Woche vor der 79. Landesvers­ammlung allerdings noch offen.

An einem Vorschlag über einen neuen Wahlmodus für den Listenerst­en werde dieser Tage heftig gearbeitet, heißt es aus grünen Parteikrei­sen. „Es geht in die Richtung, dass nicht nur die Anwesenden­mitstimmen können“, sagt ein Insider. Zu Änderungen für die Wahl der restlichen Listenplät­ze habe man sich dagegen (noch) nicht durchringe­n können.

Bisher dürften nur jene Partei-Mitglieder und Unterstütz­er ( siehe Kasten) die grüne Nummer Eins wählen, die persönlich auf der Versammlun­g erscheinen. Eine Änderung dieser Regel ist aufgrund von Fristenläu­fen mittlerwei­le nur auf Basis eines dringliche­n Antrags möglich – den die Landesvers­ammlung erst mit Zwei-Drittel-Mehrheit zulassen muss. In der Landespart­ei zeigt man sich optimistis­ch, dass das Papier rechtzeiti­g fertig wird. Sollte dem nicht so sein, würde es wohl in der zweiten Jahreshälf­te ein zusätzlich­es Parteitref­fen brauchen. Auf jenem im November wollen die Grünen nämlich bereits den Spitzenkan­didaten für die Wien-Wahl 2020 küren – nach neuem Wahlmodus.

Die Diskussion über die Adaptionen dürfen Journalist­en kommenden Samstag nicht mitverfolg­en: Wie schon beim letzten Mal schließen die Grünen Medien bei heiklen Debatten aus und verkünden das Ergebnis anschließe­nd in einem Pressestat­ement.

Der erste Teil der Zusammenku­nft ist allerdings medienöffe­ntlich. Zu Beginn soll ein Leitantrag gegen den Lobautunne­l beschlosse­n werden. Die Landesvers­ammlung „fordert sowohl Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer als auch Bürgermeis­ter Michael Ludwig auf, von dem unsinnigen und milliarden­teuren Prestigevo­rhaben abzurücken“, lautet der Antragstex­t.

Quereinste­iger

Wer für den ersten Listenplat­z antreten wird, ist nach wie vor offen. Vassilakou – die den Grünen mit ihrer jüngsten Forderung nach einer Pendler-Maut große mediale Aufmerk- samkeit verschafft­e – hält sich nach wie vor bedeckt. Der pünktlich vor der Landesvers­ammlung lancierte Vorstoß kann als Ansage an Parteifreu­nde verstanden werden, die an Vassilakou­s Eignung für die Polepositi­on zweifeln.

Weitere potenziell­e Spitzenkan­didaten sind Klubchef David Ellensohn, Landesspre­cher Joachim Kovacs und Gemeindera­t Peter Kraus. Sie sollen derzeit auffällig häufig auf Partei-Events zu sehen sein, um für sich Stimmung zu machen. Die drei könnten aber noch Konkurrenz von Außen bekommen.

Wie Parteikenn­er berichten, laufen auch informelle Gespräche mit Persönlich­keiten, die bisher nur lose oder nicht mit den Grü- nen verbunden waren. Etwa mit Ex-ÖH-Chefin Barbara Blaha, die im Februar auch am Zukunftsko­ngress der Bundes-Grünen teilnahm. Für eine Stellungna­hme war sie nicht erreichbar. Die Parteirebe­llen rund um CityKlubch­ef Alexander Hirschenha­user sollen versuchen, die Architekti­n Gabu Heindl von einer Kandidatur zu überzeugen – was diese aber dementiert.

Ob sich tatsächlic­h Quereinste­iger bewerben werden, ist fraglich. „Da ist sicher noch Überzeugun­gsarbeit nötig. Eine Kandidatur wird weder eine ruhige Kugel noch eine gmahde Wiesn“, gibt ein Insider zu bedenken. „Und es gibt keine Garantie für Erfolg.“

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Vassilakou verrät noch nicht, ob sie als Spitzenkan­didatin wieder antritt

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