Sterben, um zu leben
Ein Dutzend Deutsch-Rapper massakriert Falco
In meiner Altersklasse sich mit Deutsch-Rap zu beschäftigen, ist zwar töricht, aber nicht ganz verwegen.
Um zu beurteilen, wie zwölf der angesagtesten Rapper aus Deutschland sich mit Falcos WErk beschäftigen, muss man kein Spezialist des Genres sein, vielmehr reicht der gesunde Menschenverstand.
Die an und für sich spannende Idee von Sony Music München, die Multitracks, soweit vorhanden, SiDo, Sun DiEgo, Kontra K, HazE, Nazar & Co. zur Verfügung zu stellen, ist aber auch klar durchschaubar und stammt aus dem Marketing-Lehrbuch für posthume Vermarktung.
Das Ergebnis ist erschreckend banal.
Die derzeitigen TurboHitparadenstürmer verstehen Falco nicht, versuchen es kaum. Wie denn auch? Falcos Stil, Eleganz und Poetik ist eben nicht vereinbar mit dem „Sprech“Berliner Straßen und Schulhöfe.
Die Herren erweisen Falco, dem Vater des deutschen Raps, ihre Reverenz. Dieser erfreuliche Anlass wurde aber nicht als künstlerische Herausforderung angesehen. Vielmehr dokumentieren sie in ihren phrasenreichen Texten hauptsächlich und variantenreich den Status ihrer eigenen Befindlichkeit.
Billige Sounds
Die adäquaten, modernen Sounds mögen Spezialisten und Fans beurteilen, aber in den Songs dominieren hörbar billige Synthesizer und übliche Auto-Tune-Effekte. Ich bin keineswegs prüde, aber was haben Ausdrücke wie „Mutterficker“, „Bitch“oder „Pornhub“etc. mit Falcos Texten gemein?
Gangster-Rap hat es schon in Zeiten Falcos in den USA gegeben, eingegangen ist er darauf nicht und hat es nie als Stilmittel verwendet. Und heute hätte er es auch nicht getan, obwohl der Deutsch-Rap derzeit die vorderen Plätze der Charts belegt und natürlich Jugendkultur ist. Nicht nur für den langjährigen Falco-ManagEr Horst Bork ist das Ergebnis dieses Projektes ein gravierender Fall zum Fremdschämen: „Das ganze schwankt zwischen Unvermögen und Realsatire. Schlechter geht es wohl kaum!“In diesem Zusammenhang ist auch die Tätigkeit der Falco Privatstiftung, die Verwalterin der Urheberrechte, zu hinterfragen.